Olympia-Bronze in Frage gestellt
Ob die Schweizer Reiter die olympische Team-Bronzemedaille nachträglich noch erhalten, ist immer fraglicher. Der Besitzer des in Peking gedopten norwegischen Pferds Camiro investiert viel Geld und hat königliche Beziehungen.

Im Moment gibt sich der Schweizer Equipenchef Rolf Grass sehr pessimistisch, wenn es darum geht, dass seine Equipe nachträglich noch die Team-Bronzemedaille von den Olympischen Spielen 2008 erhält. Die Medaille, die am 18. August letzten Jahres völlig überraschend die Norweger gewonnen hatten. Bis sich herausstellte, dass Tony André Hansens Pferd Camiro in Hongkong mit der verbotenen Substanz Capsaicin behandelt worden ist. Capsaicin ist ein die Durchblutung förderndes Mittel, das die Empfindlichkeit der Beine erhöht. Die Berührung einer Stange wird so für das Pferd wesentlich schmerzhafter, weil die Haut künstlich sensibilisiert ist. Das Pferd wird folglich, im Sinn des Dopers, versuchen, ja keine Stangen zu berühren. Keine ZeremonieNachdem die A- und B-Probe im August positiv ausgefallen war, hat der Reit-Weltverband (FEI) Hansen am 22.Dezember aus den Ranglisten von Hongkong gestrichen, ihn zu einer viereinhalbmonatigen Sperre und einer Busse von 2000 Euro ( 3000 Franken) verurteilt. Ausserdem musste er die Verfahrenskosten von 5200 Euro (8000 Franken) übernehmen. Die Medaille gehörte in dem Moment den von Rang vier auf drei vorrückenden Christina Liebherr, Niklaus Schurtenberger, Pius Schwizer und Steve Guerdat. Hansen hat darauf fristgerecht innert 30 Tagen Berufung gegen das FEI-Urteil beim Internationalen Sportgerichtshof (CAS) in Lausanne eingereicht. Auf diesen Rechtsspruch wartet man seither. «Es würde mich nicht wundern, wenn es August oder September wird, bis das CAS sein Urteil fällt», sagt Grass. Die so angedachte, nachträgliche Übergabe der olympischen Bronzemedaillen an ihre verdienten Gewinner im Rahmen des CSIO Schweiz in St.Gallen (4.–7. Juni) wird nächste Woche ergo nicht stattfinden.Nähe zur KönigsfamilieDer Besitzer von Camiro, der norwegische Financier Kjell Christian Ulrichsen, soll angeblich sehr viel Geld investieren, um alle juristischen Mittel auszuschöpfen und irgendwann doch noch den entscheidenden Verfahrens- oder Formfehler zu entdecken. So könnte die Medaille in norwegischem Besitz bleiben. Sinnigerweise gehört der Basler Anwalt Ulf Walz in dieser Angelegenheit zum «norwegischen Team». Ulrichsen ist nicht nur ein reicher Mann, er ist auch der Cousin der norwegischen Königin Sonja. Die Monarchin wurde 1937 als Sonja Haraldsen geboren. Als Tochter des Unternehmers Kar August Haraldsen und seiner Frau Dagny Ulrichsen. Die Tochter von Königin Sonja, Prinzessin Märtha Louise, ist eine Freundin von Ulrichsens Tochter. Zudem war die Prinzessin, ehe sie im Jahr 2000 ihrer Karriere beendete, Mitglied der norwegischen Springreiter-Nationalmannschaft. Insofern könnte man fast sagen: Eine Olympiamedaille im Springreiten ist in Norwegen von königlichem Interesse. Dass Hansen in Hongkong auf einem gedopten Pferd unterwegs war, ist klar. Die Frage ist nun: Wird er dafür verurteilt oder mit Bronze belohnt?
Fehler gefunden?Jetzt melden.
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch