Päpstliche Predigt im Zeichen der Demut
Auch in seiner ersten Christmette als Papst bleibt Franziskus seinem Motto treu. In Jerusalem wurden die Feierlichkeiten von Gewalt überschattet.
Weihnachten im Vatikan: Bei seiner ersten Christmette als Kirchenoberhaupt hat Papst Franziskus für Demut und Milde im Umgang mit den Armen und Ausgegrenzten geworben. Als Beispiel nannte er in seiner Predigt im Petersdom die bescheidenen Anfänge Jesu. «Du warst unermesslich, und machtest dich klein, du warst reich, und machtest dich arm, du warst allmächtig und machtest dich verletzlich», sagte Franziskus über Jesus Christus.
Die Basilika war zum Bersten gefüllt, als der Papst zweieinhalb Stunden vor Mitternacht unter Glockengeläut in den Dom schritt. Zum Auftakt der Mette legte er eine Jesuskind-Statue in eine Krippe und küsste die Figur, die er beim Einzug in die Kirche auch selbst trug. Das Bild sollte offenbar die Botschaft der Demut widerspiegeln, die der 77-Jährige seit Antritt seines Pontifikats im März immer wieder verbreitet hat. Andere Päpste vor ihm hatten die Jesuskind-Statue bei der Christmette stets von Helfern tragen lassen.
Die letzten waren die ersten
In seiner Predigt machte sich Franziskus denn auch erneut für die Menschen am Rand der Gesellschaft stark. Die ersten, die von der Geburt Jesu erfahren hätten, seien Hirten gewesen, also jene, die damals als «die Letzten, die Ausgestossenen» gegolten hätten.
Zudem rief er die Gläubigen zur Freude. In der Geschichte der Welt und unserer eigenen Vita gebe es «helle und dunkle Momente, Lichter und Schatten», sagte er. «Wenn unser Herz verschlossen und von Stolz, Betrug und Selbstsucht beherrscht wird, bricht in und um uns Finsternis herein». Jesus sei «das Licht, dass die Dunkelheit erhellt», fügte er hinzu. «Wer jedoch seinen Bruder hasst, bleibt in der Dunkelheit und kennt den Weg nicht, weil die Dunkelheit seine Augen blind gemacht hat».
Als der Papst die Basilika in einer Prozession verliess, gingen ihm zehn Blumenkinder aus Ländern wie Italien, den Philippinen, dem Libanon, seiner Heimat Argentinien und dem Kongo voran. Die Zeremonie war die einzige öffentliche Messe zum Weihnachtsfest, die Franziskus hielt. Heute will das Kirchenoberhaupt den Segen «Urbi et Orbi» vom Balkon des Doms aus sprechen.
Überschattete Feier in Jerusalem
Überschattet von neuer Gewalt zwischen Palästinensern im Gaza-Streifen und der israelischen Armee feierte unterdessen der lateinische Patriarch von Jerusalem, Fuad Twal, in Bethlehem die Mitternachtsmesse. In seiner Weihnachtspredigt rief der aus Jordanien stammende 73-jährige Twal zu einer «gerechten und fairen» Lösung des Jahrzehnte alten Konflikts zwischen Palästinensern und Israelis auf.
Gleichzeitig erinnerte er auch an die Opfer der derzeitigen «Dramen auf allen fünf Kontinenten» weltweit; «von den Bürgerkriegen in Afrika über den Taifun auf den Philippinen, der schwierigen Situation in Ägypten und dem Irak bis zur Tragödie, die sich in Syrien abspielt».
An der Mitternachtsmesse in der Geburtsstadt von Jesus nahm in diesem Jahr neben Palästinenserpräsident Mahmud Abbas auch die EU-Aussenbeauftragte Catherine Ashton im Rahmen eines privaten Besuchs teil.
Neue Gewalt zwischen Israelis und Palästinensern trübten derweil die festliche Atmosphäre: Gestern tötete das israelische Militär nach Angaben von Ärzten bei einem Luftangriff ein dreijähriges palästinensisches Mädchen, sechs weitere Palästinenser wurden verletzt. Zuvor hatte ein palästinensischer Heckenschütze an der Grenze zu Israel einen Israeli erschossen.
AP/AFP/rub
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