«Desperate Housewife» soll Tochter Platz an Elite-Uni erkauft haben
Schauspielerin Felicity Huffman gehört zu 50 Beschuldigten in einem Betrugsskandal an amerikanischen Hochschulen.
In der Serie «Desperate Housewives» verkörperte Felicity Huffman acht Staffeln lang die Übermutter Lynette Scavo. Die Bewohnerin der Wisteria Lane hatte zum Ende der erfolgreichen Fernseherzählung normunübliche fünf Kinder. Gleich zweimal war sie mit Zwillingen schwanger, wobei Lynette ein Baby noch im Mutterleib verlor, nachdem sie heldenhaft ein Nachbarsmädchen vor einem herabstürzenden Flugzeug gerettet hatte. TV-Alltag eben.
Auch abseits der Fernsehfiktion ist Huffman offenbar bereit, viel für ihre Kinder zu tun. Ein Umstand, der sie jetzt in den Mittelpunkt eines Bestechungsskandals an amerikanischen Hochschulen katapultiert.
Am Dienstag erhoben Bundesstaatsanwälte Anklage gegen insgesamt 50 Personen, die an einem illegalen Multimillionen-Dollar-Geschäft rund um die Zulassung zu prestigeträchtigen Colleges und Universitäten mitgewirkt haben sollen. Es ging darum, Bewerbern mit unzureichendem Notenschnitt oder mangelnden athletischen Fähigkeiten den Zugang zu Elite-Unis wie Yale und Stanford zu ermöglichen – gegen ein entsprechendes Entgelt.
15'000 Dollar für 400 Punkte
Huffman gehört zu 33 beschuldigten Eltern, die das reguläre Auswahlsystem umgegangen und ihren Kindern einen Hochschulzugang erkauft haben sollen. Sie wurde am Dienstag vorübergehend festgenommen.
Die Schauspielerin bezahlte demnach 15'000 Dollar, um die Antworten ihrer ältesten Tochter beim «Scholastic Assessment Test», kurz: SAT, nachträglich verbessern zu lassen. Vergleichbar mit dem Numerus Clausus gehört eine bestimmte Punktzahl beim SAT zu den Zugangsvoraussetzungen an vielen US-Hochschulen. Wie die «Washington Post» unter Berufung auf Gerichtsdokumente schreibt, erreichte Huffmans Tochter am Ende 1420 Punkte – 400 Punkte mehr als bei einem Probetest ein Jahr zuvor.
Aus durchschnittlich sportlich Begabten wurden Topathleten.
Kopf der kriminellen Unternehmung war der «New York Times» zufolge der Unternehmer William Singer, Gründer des Edge College & Career Networks – eine Beraterfirma, die einer wohlhabenden Klientel anbot, deren Nachwuchs auf die akademische Laufbahn vorzubereiten. Tatsächlich bedeutete das wohl in vielen Fällen: Noten zu schönen, Uni-Angestellte zu schmieren, damit diese Zulassungstests fälschten, und Trainer zu bestechen, um durchschnittlich sportlich Begabte als vermeintliche Topathleten an die Hochschulen zu bringen.
Singer richtete laut Anklage extra eine Stiftung ein, um die Zahlungen abzuwickeln – so konnten seine vermögenden Kunden die Ausgaben sogar noch als Spenden von der Steuer absetzen. Neben Huffman wird eine weitere Prominente beschuldigt: Lori Loughlin, bekannt aus der Sitcom «Full House», die in den 80er- und 90er-Jahren zu den populärsten Formaten im US-Fernsehen gehörte.
Ein Elternpaar zahlte in Facebook-Aktien
Singers Firma, die auch unter dem Namen «The Key», also: «Der Schlüssel», firmierte, residierte passenderweise im noblen kalifornischen Küstenort Newport Beach. Das könnte nicht nur der Hollywood-Klientel gefallen haben – Newport war einst Schauplatz der intrigenreichen Serie «O.C. California». Singer soll mit seiner Betrugsmasche 25 Millionen Dollar zwischen 2011 und 2018 eingenommen haben. Ein Elternpaar habe ihn in Facebook-Aktien bezahlt, schreibt die «Washington Post». Wert (zum Zeitpunkt Deals): mehr als 250'000 Dollar.
Singer bekannte sich am Dienstag vor einem Gericht in Boston in allen Anklagepunkten schuldig – er kooperiert mit der US-Justiz. Die Kinder als Nutzniesser der elterlichen Intervention stehen nicht im Fokus der Ermittlungen. Sie sollen oft nichts von dem Betrug gewusst haben. «Die wahren Opfer in diesem Fall sind die hart arbeitenden Studenten», zitiert die «New York Times» den zuständigen Bundesstaatsanwalt in Massachusetts, Andrew Lelling. Sie seien im Zulassungsprozess ausgebootet worden von «sehr viel weniger qualifizierten Studenten und deren Familien, die sich den Zugang einfach erkauft haben».
Yales Präsident Peter Salovey bezeichnete den aufgedeckten Betrug in einem Brief an den gesamten Campus als «Affront gegen die tief verwurzelten Werte unserer Universität: Inklusion und Fairness».
34'700 Dollar für ein Jahr an einer privaten Hochschule.
Das Zeugnis einer anerkannten Hochschule ist in den USA die Zugangskarte zu vielen grossen Unternehmen und einem gutbezahlten Job. Die Plätze an den Top-Universitäten und -Colleges sind deshalb umkämpft – obwohl die Kosten für einen höheren Bildungsabschluss gerade an privaten Institutionen in die Hunderttausende gehen können und viele Absolventen noch Jahre nach ihrem Abschluss Schulden aus dem Studium zurückbezahlen.
Der gemeinnützigen Organisation College Board zufolge lagen die durchschnittlichen Gebühren für eine öffentliche Hochschule im akademischen Jahr 2017/2018 bei knapp 10'000 Dollar pro Jahr für Studenten, die in ihrem Heimat-Bundesstaat studierten. Für alle anderen bei etwa 25'600 Dollar. Wer eine private Hochschule besuchen wollte, musste noch einmal kräftig drauflegen: Hier wurden im Schnitt etwa 34'700 Dollar jährlich fällig. Lebenshaltungskosten noch nicht eingerechnet.
Für Singers Kunden wohl Peanuts. Ein Elternpaar soll dem Unternehmer 1,2 Millionen Dollar dafür bezahlt haben, dass er ihre Tochter als angeblichen Fussballstar nach Yale brachte. Und auch für Huffman und Schauspieler-Ehemann William H. Macy («Fargo») dürften die 15'000 Dollar eher nicht der Rede wert gewesen sein. Huffman soll als verzweifelte Hausfrau gegen Ende 325'000 Dollar pro Episode verdient haben.
Davon hat sie nun ihre eigene Kaution bezahlen müssen: Die wurde auf 250'000 Dollar festgelegt. Huffman kam bereits am Dienstag wieder auf freien Fuss. Sie muss Ende März vor Gericht in Boston erscheinen.
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