«Amanda? Ich werde sie wiedersehen»
Wie Amanda Knox ist auch ihr Ex-Freund Raffaele Sollecito freigesprochen worden, fast unbeachtet von der Öffentlichkeit. Nach vier Jahren Gefängnis fühlt er sich wie ein kleines Kind, das die Welt entdeckt.

Im grossen Rummel um Amanda Knox ist beinahe vergessen gegangen, dass im Berufungsprozess in Perugia auch ihr Ex-Freund Raffaele Sollecito vom Mordvorwurf freigesprochen wurde. Noch in der Nacht nach der Urteilseröffnung reiste er mit seinem Vater in seine Heimat zurück, in das Städtchen Bisceglie in Apulien. «Der Freispruch hat uns das Leben zurückgegeben», sagte Francesco Sollecito, der Vater des 28-jährigen Raffaele, gemäss einem Bericht der italienischen Nachrichtenagentur Ansa. «Es ist so, als ob Raffaele wiedergeboren wäre. Er ist aber noch verwirrt und muss sich erholen.»
Raffaele gehe durch alle Räume des Hauses und berühre viele Sachen, «wie ein kleines Kind, das die Welt entdeckt», sagt der Vater, der ein wohlhabender Geschäftsmann ist. Am Tag nach dem Freispruch habe Raffaele unzählige Telefonanrufe von Freunden erhalten. Er habe wenig geschlafen und zu Mittag ein Fischgericht gegessen, was er seit Jahren nicht mehr gemacht habe. Raffaele, der Ingenieurwissenschaften studierte, bis er im November 2007 festgenommen wurde, wird das Haus seiner Familie in nächster Zeit nicht verlassen, weil er Begegnungen mit Journalisten vermeiden möchte.
Einladung der Familie Knox in die USA
Raffaele Sollecito hat sich bislang nur über seinen Anwalt öffentlich geäussert – und dies in wenigen Worten. «Amanda? Ich werde sie wiedersehen», sagte Knox' ehemaliger Freund beim Verlassen des Gefängnisses in Terni, wie der «Corriere della Sera» berichtet. Hinter dieser Aussage dürfe man keine romantischen Dinge sehen, präzisiert der Anwalt von Sollecito, der in erster Instanz zu 25 Jahren Gefängnis verurteilt worden war, ein Jahr weniger als die Amerikanerin. «Es geht hier um zwei Personen, die gemeinsam eine tragische Situation erlebt haben.»
Ein Wiedersehen zwischen Amanda Knox und Raffaele Sollecito ist tatsächlich möglich. Die Familie Sollecito wurde von der Familie Knox nach Seattle eingeladen. «Bisher konnten wir nicht mit Amanda sprechen, ebenso wenig Raffaele», sagt Francesco Sollecito. Nach der Urteilseröffnung seien beide Familien getrennte Wege gegangen. Es sei noch zu früh, um zu entscheiden, ob man die Einladung in die USA annehmen solle.
Treffen mit der Familie des Opfers geplant
Francesco Sollecito ist gewillt, die Familienangehörigen von Meredith Kercher zu treffen. Kercher ist die britische Studentin, die in Perugia bestialisch ermordet wurde, was schliesslich zum Prozess gegen Knox und Sollecito führte. «Ich habe meinen Sohn wieder, sie dagegen werden ihre Meredith nie zurückbekommen», sagt er. «Ich hoffe, dass ich der Familie Kercher durch meine Nähe helfen kann.»
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