«Es bricht mir das Herz»
Kim Kardashian setzt sich für eine verurteilte Mörderin ein, die mit 16 Jahren ihren Freier erschossen hat – sie war misshandelt und zur Prostitution gezwungen worden.

Cyntoia Brown (29) verbrachte fast ihr halbes Leben im Frauengefängnis in Nashville, Tennessee. Sie war noch ein Teenager, 16, als sie im Jahr 2004 einen Mann erschoss. Ihre Tat hat sie nie bestritten. «Ich habe ihn getötet», sagte sie vor Gericht. Sie sei zur Prostitution gezwungen worden und habe aus Notwehr gehandelt. Sie hat noch 38 Jahre hinter Gittern vor sich.
Doch Cyntoia Brown hat prominente Fürsprecherinnen. Zwischen freizügigen Selfies und dem Aufruf, ihr neues Parfüm zu kaufen, schrieb etwa Kim Kardashian an ihre 57 Millionen Twitter-Follower, sie habe gerade ihre Anwälte angerufen, «um zu sehen, was sich da machen lässt». Das System sei gescheitert, schrieb die Königin der Selbstvermarktung: «Es bricht mir das Herz, zu sehen, dass ein junges Mädchen zur Prostitution gezwungen wird und dann, als es den Mut findet, sich zu wehren, lebenslang ins Gefängnis muss.»
Cyntoia Brown: Ihr Schicksal bewegt jetzt die Welt. (Video: Daniel H. Birman Productions)
Kardashian wird von der Sängerin Rihanna unterstützt, die von einem «Justizskandal» spricht und Browns Freilassung fordert. Der Hashtag #FreeCyntoiaBrown macht in den sozialen Medien die Runde. Für Rihanna ist Brown das Opfer. «Etwas läuft gewaltig falsch, wenn das System Vergewaltiger begünstigt und das Leben eines Opfers einfach so wegwirft.» Den zuständigen Richtern, die die Strafe damals verhängten, rief sie zu: «Ich hoffe bei Gott, dass ihr keine Kinder habt. Denn das könnte eure Tochter sein, die hier dafür bestraft wird, schon ihr ganzes Leben bestraft worden zu sein.»
Gewalttätiges Elternhaus
Cyntoia Browns Leben verlief tatsächlich so ganz anders, als das ihrer prominenten Fürsprecherinnen: es begann unter schwierigen Umständen und wurde im Laufe der Zeit zur Hölle. Brown stammt aus einer Familie, in der sexueller und physischer Missbrauch gegenüber Frauen zum Alltag gehörte, sagte Regisseur Daniel Birdman, der 2011 über Cyntoia Browns Fall einen Dokumentarfilm drehte und viel Zeit mit ihr verbrachte. Die Mutter war alkoholsüchtig, der Vater ein Schläger, «Cyntoia hatte nie eine Chance», so Birdman. Sie trage ein frühes Trauma in sich, sei zwar intelligent, doch in vielem noch wie ein Kind. Früh sei sie von zu Hause ausgezogen und habe einen jungen Mann kennengelernt, der sie in die Drogenabhängigkeit trieb und zur «Sex-Sklavin» machte.
Sie lebten in einem Motel, «Schläge, Würgen und Vergewaltigungen gehörten zum Alltag», sagt Brown in seinem Film. Eines Tages sei sie wieder losgeschickt worden, um Geld zu verdienen und geriet an einen Freier namens Johnny Allen, der sie in sein Haus «voller Waffen» schleppte und ihr drohte – und den sie dann «aus Notwehr» mit einer seiner Pistolen erschoss.
Obwohl Cyntoia Brown zum Zeitpunkt der Tat erst 16 Jahre alt war und zum Sex mit ihren Freiern gezwungen wurde, verurteilte sie das Gericht zu einer lebenslangen Haftstrafe wegen Mordes und Prostitution. Statt von Notwehr war im Urteil nebst Mord auch von Raub die Rede, Brown habe Geld und Waffen des Todesopfers gestohlen.
Kardashian könnte helfen
Der Film von Daniel Birdman «Me – Facing Life – Cyntoia's Story» sorgte für viel Aufsehen und hatte sogar eine Gesetzesänderung zur Folge. Heute können nur Erwachsene ab einem Alter von mindestens 18 Jahren wegen Prostitution verurteilt werden. Auf das Urteil gegen Cyntoia Brown hat dies laut Experten aber keine Auswirkungen.
Kardashian und Rihanna sehen das anders. «Cyntoia wird lebenslänglich verurteilt, weil sie sich gegen Vergewaltigung, Drogen und Menschenhandel wehrte», schrieb Kardashian, die eine Petition zur Begnadigung Browns unterstützt, die bereits von 100' 000 Menschen unterschrieben wurde.
«Der öffentliche Druck könnte dazu führen, dass man den Fall neu begutachtet», hiess es nun in der Zeitung «USA Today». Kardashian habe mit Selfies Millionen verdient und wurde zum Superstar. Sie habe die Macht, mithilfe ihres Telefons und der sozialen Medien auch «das Leben anderer zu verändern».
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