«Klare Verbindung zu terroristischer Ideologie»
Ein junger Kanadier überfährt auf einem Parkplatz zwei Soldaten und wird nach einer Verfolgungsjagd erschossen. Tragischer Unfall oder terroristischer Akt? Der Hintergrund des Täters deutet in eine Richtung.
Der 25-jährige Täter fuhr am Montag an einem Parkplatz im 40 Kilometer südöstlich von Montreal gelegenen Saint-Jean-Sur-Richelieu die beiden Soldaten an und ergriff dann die Flucht. Es folgte eine Verfolgungsjagd mit der Polizei. Nach vier Kilometern verlor der Mann die Kontrolle über sein Auto und landete in einem Graben. Als der Verdächtige ausgestiegen sei, hätten die Beamten auf ihn geschossen, sagte Polizeisprecher Michel Brunet. Stunden später erlag der Täter im Spital seinen Verletzungen.
Beim Mann wurde ein Messer gefunden. Ob er dieses in der Hand hielt, als die Beamten auf ihn feuerten, konnte Polizeisprecher Brunet nicht sagen. Auf Fernsehbildern war ein grosses Messer zu sehen, das im Gras neben dem umgekippten Auto lag. Ob die Soldaten zum Zeitpunkt des mutmasslichen Angriffs Uniformen trugen, sei unklar. Einer der Soldaten erlag in einem Krankenhaus seinen Verletzungen. Der Zustand des anderen wurde als stabil bezeichnet.
«Extrem besorgniserregend»
Premierminister Stephen Harper bezeichnete den Vorfall als «extrem besorgniserregend». Aufgrund der Biografie des Täters Martin Rouleau kam rasch die Frage auf, ob es sich um einen radikalislamischen Terroranschlag handeln könnte. Die Behörden wollten sich bisher noch nicht dazu äussern. Der Verdächtige war den Bundesbehörden jedoch als möglicher Extremist bekannt. Es gebe klare Hinweise auf eine Radikalisierung des Täters, hiess es in einer Mitteilung. Der kanadische Sicherheitsminister Steven Blaney sprach bereits von einer «klaren Verbindung zu terroristischer Ideologie».
Gemäss «La Presse» führte Rouleau ein eigenes Reinigungsunternehmen. Vor kurzem sei er Vater geworden, von der Kindsmutter lebte er getrennt. Freunde von früher beschreiben ihn als gesellig und offen. Doch vor ungefähr zwei Jahren habe er sich zu verändern begonnen. Er interessierte sich für Verschwörungstheorien, sonderte sich von seinem Umfeld ab und wurde radikaler.
Nachbarn erzählen, dass Rouleau vor knapp einem Jahr zum Islam übergetreten sei. Er habe seitdem sehr zurückgezogen gelebt und meist Tuniken getragen. Wie «Radio Canada» auf seiner Website schreibt, nannte sich der Täter im Internet «Ahmad le converti» (Ahmad der Konvertierte). Die Behörden hatten ihm offenbar bereits seinen Pass entzogen, um ihn an der Ausreise zu hindern.
Verdächtiges Facebook-Profil
Wie der Radiosender weiter schreibt, deutet Martin Rouleaus Facebook-Profil auf eine radikale Gesinnung hin: Es finden sich darauf zahlreiche Nachrichten und Propagandavideos, die den Jihad verherrlichen. Auch ein Video mit der Flagge der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) soll darauf zu finden sein.
Die Untersuchungen der Polizei dauern weiter an. Auch das Haus des Vaters, Gilles Rouleau, wurde durchsucht, wie die Newssite CBC News schreibt. Ein Interview habe er abgelehnt. «Ich habe meinen Sohn verloren. Er war heute überall in den Medien.» Nun wolle er in Ruhe trauern.
Der Fall erinnert an die Ermordung eines britischen Soldaten im Mai vergangenen Jahres in London. Damals überfuhr ein von al-Qaida beeinflusster Extremist zusammen mit einem Mittäter einen Soldaten und tötete ihn dann mit einem Schlachtermesser. Bilder des mit dem blutigen Messer verhafteten Extremisten schockierten damals die Welt.
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