Mann erschiesst Staatsanwalt im Gerichtssaal
Während einer Urteilsverkündung im bayerischen Dachau zückte ein Angeklagter eine Waffe und schoss im Gerichtssaal den Staatsanwalt nieder. Sicherheitskontrollen gab es keine.
Während eines Prozesses am Amtsgericht im bayerischen Dachau hat ein Angeklagter am Nachmittag einen Staatsanwalt erschossen. Zuvor hatte der 54-Jährige auch auf den Richter der mündlichen Verhandlung geschossen, sein Ziel aber nach Polizeiangaben verfehlt.
«Während der mündlichen Urteilsverkündung zog der mutmassliche Täter unvermittelt eine Schusswaffe und gab mehrere Schüsse ab», sagte Polizeivizepräsident Winfried Bischler. Ob der Mann auch auf den Richter geschossen habe, sei noch unklar. Die Waffe habe er illegal besessen. Der mutmassliche Täter konnte noch im Sitzungssaal entwaffnet und überwältigt werden. Ein Notarzt brachte den Staatsanwalt ins Spital. Dort erlag er während einer Notoperation seinen schweren Verletzungen.
Strafe auf Bewährung
Der nicht vorbestrafte Täter war wegen der Beschäftigung Scheinselbstständiger und nicht bezahlter Sozialversicherungsbeiträge in Höhe von rund 44'000 Euro zu einem Jahr Haft auf Bewährung verurteilt worden.
Nach Informationen des Bayerischen Rundfunks (BR) kam es während der Urteilsverkündung zu einem heftigen Wortwechsel des Angeklagten mit einer Anwältin. Plötzlich zog der Mann nach Angaben der Polizei gegen 16 Uhr eine Pistole aus der Hosentasche.
Er schoss damit zunächst auf den Richter, der sich aber laut BR aus der Schusslinie bringen konnte. Danach streckte der 54-Jährige mit drei gezielten Schüssen in den Oberkörper den jungen Staatsanwalt nieder.
Keine Sicherheitskontrolle
Der Angeklagte konnte offenbar die Waffe unbemerkt in den Gerichtssaal mitbringen, da er nicht kontrolliert worden war. «Es gab keine Sicherheitsschleuse», sagte ein Sprecher des bayerischen Justizministeriums auf Anfrage in München.
Zwar könne am Dachauer Amtsgericht der Vorsitzende einer Verhandlung spezielle Kontrollen im Vorfeld anordnen. Diese Notwendigkeit sei aber in diesem Fall nicht gesehen worden. Der Sprecher verwies darauf, dass eine Kamera im Eingangsbereich des Amtsgerichts installiert ist. Auch sitze ein Wachmann an der Pforte. Dieser könne aber nicht jeden kontrollieren, sagte er.
«Fassungslos und entsetzt»
«Wir sind fassungslos und entsetzt über die schreckliche Tat», sagte Bayerns Justizministerin Beate Merk am Abend. «Es war ein Verfahren, in dem kein Mensch damit rechnen kann, dass so ein brutale Straftat begangen werden kann.»
Es habe sich um eine Routineverhandlung gehandelt – deshalb habe es auch keine speziellen Sicherheitsvorkehrungen gegeben. Das Justizgebäude war am Abend grossräumig abgesperrt. Polizeibeamte sicherten die Eingänge.
Es ist nicht das erste Mal, dass es in einem bayerischen Gericht zu Schüssen kommt. Im Jahr 2009 erschoss in einem Erbstreit ein Mann seine Schwägerin und nahm sich danach selbst das Leben. Danach ordnete Justizministerin Merk ein Sicherheitskonzept an, das zu verbesserten Kontrollen in den Gerichten führen soll.
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