Wie man 10'000 Bäume pflanzt
Vor etwas mehr als einem Jahr zerstörte ein verheerender Brand einen wichtigen Schutzwald oberhalb von Visp. Nun erfolgte der Startschuss zur Aufforstung – mit Hilfe prominenter Gäste.
Liza Andrea Kuster, Miss Earth Schweiz 2010, und Laurien Van der Graaff, derzeit beste Skilangläuferin der Schweiz, haben heute oberhalb von Visp kleine Tannenbäume gepflanzt. Die Aktion ist der Startschuss für die Aufforstung des Schutzwaldes, der 2011 bei einem Grossbrand teilweise zerstört wurde.
Die beiden Frauen rammen mit aller Kraft ihre Spitzhacken in den Boden: Kuster und Van der Graaff pflanzen im Namen der Helvetia Versicherungen kleine Tannenbäume in den steilen Hang.
Für dessen Aufforstung sponsert die Versicherung 10'000 junge Bäume – rund die Hälfte der Bäume, die es braucht. «Bei diesem schönen Wetter pflanzen wir Bäume, damit wir bei schlechtem Wetter immer noch ruhig schlafen können», sagte Philipp Gmür, CEO der Helvetia Schweiz.
Doch erst in 20 bis 40 Jahren wird hier dereinst wieder ein Schutzwald stehen, der das 800-Seelen-Dorf Eyholz, die Gewerbezone Visp Ost sowie die Kantonsstrasse Visp-Brig vor Naturgefahren wie Hochwasser, Murgängen und Steinschlag schützt.
Das Feuer, das insgesamt 110 Hektaren Schutzwald zerstörte, war Ende April 2011 in einem Karosseriebetrieb in Visp ausgebrochen. Wegen der Trockenheit griff es schnell auf den Schutzwald über. Ein heftiger Wind fachte das Feuer zusätzlich an.
Innerhalb 28 Minuten 500 Höhenmeter überwunden
Alban Brigger, Chef der Walliser Dienststelle für Wald und Landschaft, erinnert sich: «Innerhalb von 28 Minuten stieg das Feuer von 700 auf 1200 Meter hoch.» Die Flammen hätten teilweise eine Höhe von gut 30 Metern erreicht.
Die Kosten für das Löschen des Brandes beliefen sich auf rund 2,2, Millionen Franken. «Viele Feuerwehren aus anderen Gemeinden haben uns die Kosten erlassen, so dass rund 1,6 Millionen übrig bleiben», erklärt Niklaus Furger, Gemeindepräsident von Visp. Die Feuerwehrleute leisteten beim Grossbrand gemeinsam rund 1650, die Armeeangehörigen ihrerseits 1700 Einsatztage.
Dort, wo der Wald damals brannte, ragen heute nur noch Baumstrünke aus dem Boden. Tannen am Rande des Brandgebietes haben noch russgeschwärzte Stämme. Ansonsten erinnert kaum mehr etwas an das Feuer. Ohne Bäume ist jedoch der Blick frei aufs Tal – auf die Industriezone von Visp, die Lonza-Werke und die Kantonsstrasse.
Im Kanton Wallis gibt es insgesamt 120'000 Hektaren Wald, davon sind 87 Prozent Schutzwald. Wie viel Schutzwald es schweizweit gibt, ist derzeit nicht genau bekannt. Bis vor kurzem definierten nämlich die Kantone, was als Schutzwald gilt. Mittlerweile wurden die Kriterien harmonisiert. Entsprechende Zahlen für die ganze Schweiz sollen laut Bundesamt für Umwelt (Bafu) voraussichtlich Ende Jahr vorliegen.
Steinschlaggefahr für die Bevölkerung
Nach dem Brand stellte sich für die Verantwortlichen die Frage: Wie weiter? «Denn ohne Schutzwald bestand für die Bevölkerung grosse Steinschlaggefahr», sagte der oberste Förster im Kanton. Um die Menschen zu schützen, habe man Steinschlagnetze installiert und Bäume quer geschlagen.
Wie wichtig die Massnahmen waren, zeigte sich bereits im August: Zwei Mal wurden bei starken Niederschlägen Stämme, Dreck und Steine aus dem Wald gespült, so dass die Kantonsstrasse gesperrt werden musste. «Die technische Aufforstung kann halt den Schutzwald nicht ersetzten», sagte Brigger.
Die Kosten für die Aufforstung oberhalb Visps werden auf rund 4,5 Millionen Franken geschätzt. «Zwischen 85 und 90 Prozent werden vom Bund und Kanton übernommen, da dieses Waldstück als Schutzwald der Priorität eins gilt», erklärte Furger.
Der Bund hat jährlich rund 60 Millionen Franken für die Pflege des Schutzwaldes zur Verfügung. Das Geld ist gut investiert: Der Schutzwald komme den Staat trotz allem billiger als die Konstruktion von Schutzbauten, heisst es beim Bafu.
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