Papst-Kritiker Küng zollt Benedikt XVI. Respekt
Politiker und Kirchenvertreter zeigen sich überrascht über den Schritt des Papstes, äussern aber Verständnis dafür. Was die Wahl eines Nachfolgers angeht, äussert sich der kritische Theologe Hans Küng pessimistisch.
Der Theologe und Papst-Kritiker Hans Küng hat Benedikt XVI. für seinen Rücktritt Respekt gezollt. Dieser Schritt sei «aus vielen Gründen verständlich», sagte Küng der Nachrichtenagentur dpa. «Zu hoffen ist aber, dass Ratzinger nicht Einfluss auf die Wahl seines Nachfolgers nimmt», betonte der 84-Jährige. Allerdings habe Benedikt XVI. in seiner Amtszeit so viele konservative Kardinäle berufen, dass unter ihnen kaum eine Person zu finden sei, «die die Kirche aus ihrer vielschichtigen Krise herausführen könnte».
Bischofskonferenz «überrascht»
Die Schweizerische Bischofskonferenz (SBK) zeigt sich «enorm überrascht» vom Rücktritt des Papst. Das Pontifikat Benedikts XVI. habe eine grosse Bedeutung in der Geschichte der Kirche, sagte ein Sprecher der SBK.
Die Bischofskonferenz habe von der Entscheidung Benedikts XVI. über das offizielle Bulletin des Vatikans erfahren, das über Internet verbreitet wird, sagte der SBK-Informationsbeauftragte Walter Müller.
Monti «erschüttert»
Der italienische Ministerpräsident Mario Monti sagte: «Ich bin erschüttert von dieser unerwarteten Nachricht.» Italienische Spitzenpolitiker würdigen den Rücktritt des Papstes als Zeichen menschlicher Grösse und als Entscheid von historischer Tragweite. Im Inland und Ausland äusserten Regierungen und Politiker Worte des Respekts und der Dankbarkeit.
Merkel dankt
Die deutsche Regierungschefin Angela Merkel hat Papst Benedikt XVI. für seine Arbeit als Kirchenoberhaupt gedankt. Sie äusserte in Berlin «allerhöchsten Respekt» für dessen Rücktrittsentscheidung. Die Kanzlerin fügte hinzu, Benedikt XVI. «ist und bleibt einer der bedeutendsten religiösen Denker unserer Zeit».
Merkel würdigte insbesondere die Bescheidenheit des deutschen Theologen, dessen Bildung, aber auch seine Fähigkeit, die «Herzen der Gläubigen» zu erreichen. Sie hob zudem die Verdienste des Papstes um den Dialog zwischen den Religionen hervor. Er habe «Juden wie Muslimen die Hand gereicht». Die Kanzlerin zeigte sich zudem persönlich bewegt von der Rede Papst Benedikt XVI., die dieser vor eineinhalb Jahren im Bundestag gehalten hatte.
Cameron: Millionen werden ihn vermissen
Papst Benedikt XVI. wird nach Ansicht des britischen Premierministers David Cameron von «Millionen Menschen als spirituelle Leitfigur vermisst werden». Cameron würdigte in einer Erklärung die Bemühungen des Papstes um die Stärkung der Beziehungen zwischen dem Vatikan und Grossbritannien. An den Besuch des Papstes in Grossbritannien 2010 erinnere sich das Land mit «grossem Respekt und Zuneigung».
Es war der erste Staatsbesuch eines Papstes in dem Land seit der Abspaltung der anglikanischen Kirche unter König Heinrich VIII. im Jahr 1534. Der Erzbischof von Canterbury, Justin Welby, erklärte, er habe die Entscheidung des Papstes «schweren Herzens» zur Kenntnis genommen. Benedikt XVI. sei ein Botschafter der Hoffnung in einer Zeit gewesen, in der der christliche Glaube in Frage gstellt werde.
sda/AFP/mw
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