Parkplätze werden grösser – und teurer
SUV-Fahrer sollen die Konsequenzen für die überarbeitete Norm tragen. Das ist ganz im Sinn des VCS.

Die Schweizerinnen und Schweizer gieren nach grossen Fahrzeugen. Allein in den Jahren 2000 bis 2005 ist das durchschnittliche Auto rund fünf Zentimeter breiter geworden. Das zeigt eine Auswertung der ETH Zürich. Und der Trend zum voluminösen Wagen ist bis heute ungebrochen. Noch nie gab es so viele Neuzulassungen von Geländewagen und Sport Utility Vehicles (SUV) wie im Jahr 2015.
Jetzt reagieren die Verkehrsfachleute auf die grösseren Fahrzeuge. Der schweizerische Verband der Strassen- und Verkehrsfachleute (VSS) hat die Norm 640291 für das Parkieren überarbeitet. Das bestätigt Franck Rolland, Präsident der zuständigen VSS-Kommission. Das Fazit aus der Überarbeitung, die bislang nur intern bekannt ist: Im Schnitt soll ein Standard-Parkplatz rund fünf Zentimeter breiter und auch etwas länger werden. Betroffen von der neuen Norm sind alle Parkplätze der öffentlichen Hand – auf Strassen und in Parkhäusern.
Die Norm ist zwar kein Gesetz, doch sie gilt als Regel der Baukunst. Das bedeutet: Wenn Städte neue Parkplätze schaffen, halten sie sich nach Möglichkeit an die Norm.
VCS-Sprecher: «Es wird weniger Parkplätze geben»
Mit den neuen Regeln ist der Streit allerdings programmiert – schliesslich sind die Platzverhältnisse in den Schweizer Innenstädten eng. «Die neue Norm darf nicht dazu führen, dass Parkplätze mehr Platz einnehmen im öffentlichen Raum», sagt Matthias Müller, Sprecher des Verkehrsclubs der Schweiz (VCS), «denn sonst schwindet der Raum für Fussgänger und Velofahrer.» Müller sieht daher nur eine Konsequenz: «In Zukunft wird es weniger Parkplätze geben.»
Doch genau davor fürchten sich die Promotoren der Innenstädte –vor einem «schleichenden Abbau von Parkplätzen», wie es Andreas Zürcher, Geschäftsführer der City-Vereinigung Zürich, sagt. In Zürich allerdings sei kein Abbau denkbar. Es gebe einen historischen Kompromiss. Dieser besagt, dass die Zahl der öffentlich zugänglichen Parkplätze stabil bleiben muss. Grundlage dafür ist die Zahl der Parkplätze von 1990.
Dabei ist der Trend zu grösseren Parkplätzen längst Realität geworden. Insbesondere Parkhäuser bieten mittlerweile XXL-Parkplätze an. Zum Beispiel das Parkhaus Hohe Promenade in Zürich oder das Bahnhof-Parking in Bern.
«Wir werden unser Angebot von 12 auf 18 XXL-Plätze ausbauen.»
In aller Regel zahlen Autofahrer trotzdem alle den gleichen Tarif. Nicht so im Bahnhof-Parking in Bern: Während der Höchstbelegung kostet das XXL-Parkieren pro Stunde 60 Rappen mehr. Abgerechnet wird über eine automatische Nummernschild-Erkennung. Parkhaus-Geschäftsführer Bruno Wägli sagt, die Rückmeldungen der Kunden seien trotz der höheren Tarife positiv. «Wir werden daher unser Angebot von 12 auf 18 Plätze ausbauen.»
Diese Politik ist ganz im Sinn des VCS. «Wir begrüssen die Idee», sagt Sprecher Müller. «Der Fahrer eines SUV soll mehr zahlen für seinen Parkplatz als der Fahrer eines kleinen Autos.»
Parksensoren bringen nichts – und kosten
Tatsächlich kommt das Berner Modell auch bei Parkingswiss, dem Schweizer Berufs- und Fachverein des ruhenden Verkehrs, gut an. Es sei legitim, dass XXL-Parkplätze mehr kosten würden als andere, sagt Vizepräsident Giovanni Zen. «Schliesslich bedeutet dieser Komfort auch, dass mehr Raum im Parkhaus benötigt wird.» Insofern würden XXL-Parkplätze «sicher eine Zukunft» haben.
Wie nötig grössere Parkplätze sind, zeigt der Blick in die Unfallstatistik des Versicherers Allianz Suisse. So verzeichnete das Unternehmen in der Schweiz 2009 noch 9600 Kollisionsunfälle beim Parkieren. 2016 waren es 27'000. Das ist fast eine Verdreifachung. Als Kollisionen gelten alle Unfälle beim Ein- und Ausparkieren.
Schuld für die Häufung von Kollisionen sind gemäss Allianz-Studie die SUV-Fahrer. Sie sind öfter Verursacher von Unfällen beim Parkieren als Fahrer anderer Autos. Der Anteil der Offroader liegt um ein Drittel höher als derjenige von Klein- und Kompaktwagen.
Besonders ernüchternd: Die Sensortechnik, die das Parkieren erleichtern sollte, führt gemäss einer Auswertung der Versicherung Axa-Winterthur nicht zu weniger Kollisionen. Im Gegenteil: Wegen der teuren Technik sind in den Jahren 2010 bis 2016 die durchschnittlichen Schadenkosten nach einer Parkkollision um 10 Prozent gestiegen.
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