Peinlich für die Uni Zürich
Der Fall um die ungenügenden Doktorarbeiten am medizinhistorischen Institut zeigt: Die Hochschule hat ein Transparenzproblem.
Der erste Reflex ist verwedeln und verzögern – man kennt es von vielen Skandalen. Und man kann es ja verstehen, wenn ein Bericht so kritisch ausfällt wie jener über die Qualität der von Christoph Mörgeli betreuten Dissertationen. Experten hatten eine Stichprobe der medizinhistorischen Doktorarbeiten untersucht, die zwischen 2002 und 2012 an der Uni Zürich eingereicht worden waren. Ihr Befund: Die von Mörgeli und seinem früheren Chef Beat Rüttimann betreuten Arbeiten hätten «überwiegend aufgrund unzureichender Betreuung» den wissenschaftlichen Standards nicht entsprochen.
Das ist aus mehreren Gründen peinlich. Erstens hat der Uni all ihre juristische Feuerkraft nichts genützt, die sie zur Verfügung hatte: externer Gutachter, gut bezahlte Anwälte und die hauseigenen Juristen. Zweitens hat sie deswegen unnötigerweise viel Zeit, Arbeitskraft und vor allem Steuergeld verschwendet, um der Öffentlichkeit Informationen vorzuenthalten, auf welche diese ein Anrecht hat. Und drittens sieht es im Nachhinein so aus, als habe die Universität gemauert, um das Ausmass des Debakels zu verharmlosen: Sie hat Doktortitel für Dissertationen verliehen, welche die Experten im Nachhinein als unzureichend beurteilten. Im Communiqué vor zwei Jahren zog sie sich aus der Affäre, indem sie den Expertenbericht so zusammenfasste, dass ein beträchtlicher Teil der medizinhistorischen Dissertationen wissenschaftlichen Standards «nur knapp entsprach». Das tönt heute im Original ziemlich anders.