Peinlich mit Ende
Der Schweizer Agent Daniel M. hat gestanden. Der Bundesrat scheint die Spionage abgesegnet zu haben – und ist vielleicht sogar in eine Falle getappt.
Nun singt er doch noch. Der Schweizer Agent Daniel M., zermürbt von einem halben Jahr U-Haft, gesteht, was er lange bestritten hat: Ja, gab er vor Gericht zu, er habe versucht, einen Maulwurf in der deutschen Steuerfahndung zu installieren. Und ja, er habe dies für den Schweizer Nachrichtendienst getan. Also in offizieller Geheimmission.
Motiviert ist das Geständnis durch die Hoffnung von M. auf ein baldige Freilassung. Dennoch ist damit endgültig geklärt, was stark angezweifelt wurde: Die Schweiz hat versucht, mit Geld einen Informanten in der deutschen Verwaltung einzupflanzen oder anzuwerben. Ob das opportun war oder nicht, darüber kann man geteilter Meinung sein. Sehr gewagt war es auf jeden Fall. Doch der Bundesrat scheint die Spionage gegen den befreundeten Staat nichtsdestotrotz abgesegnet zu haben.
50'000 Euro vom Schweizer Geheimdienst
Prompt sind Daniel M. und seine Auftraggeber an die Falschen geraten. Als Partner vor Ort hatten sie ausgerechnet zwei ehemalige deutsche Staatsschützer aus einem Frankfurter Privatermittlungsbüro auserkoren, die wegen Korruption vorbestraft sind. Dem Chef dort zahlte Daniel M. laut Geständnis für die Spitzelaktion 50'000 Euro vom Schweizer Geheimdienst. Jegliche Gegenleistung aus Frankfurt blieb aus. Heute zweifelt selbst Daniel M., dass es je einen Maulwurf gab.
Im besseren Fall sind er und vor allem die Schweiz nur um den Betrag aus der Geheimdienst-Schatulle geprellt worden. Im schlechteren Fall sind sie auch noch in eine Falle getappt: Einiges deutet auf ein Doppelspiel des Frankfurter Geschäftsführers hin, der lange Mitarbeiter bei deutschen Inland- wie Auslandgeheimdiensten war und immer noch beste Kontakte dorthin pflegt.
Für die Schweiz ist die Sache nur deshalb nicht peinlich ohne Ende, weil mittlerweile auch in Deutschland der Aufklärungswille sehr beschränkt ist. Insbesondere gegen den Ex-Geheimdienstler aus Frankfurt wird nicht ermittelt, obwohl seine Rolle mehr als undurchsichtig ist. Im Strafverfahren hat er brandschwarz gelogen. Doch damit konfrontieren wollen ihn weder das Gericht noch die deutsche Bundesanwaltschaft. Denn mit ihm im Zeugenstand könnte die Sache auch noch grenzenlos peinlich werden.
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