Pelz ist tot
Gucci, das derzeit erfolgreichste Modelabel der Welt, will ab 2018 kein Fell mehr verwenden. Pelz sei unmodern, lautet die Begründung. Die Konkurrenz wird mitziehen müssen.

Ausgerechnet Gucci! Ausgerechnet ein italienisches Label, noch dazu eines mit einer so langen wie verrückten Geschichte, wo es nicht nur die üblichen Familienzwistigkeiten gab, sondern auch einen Auftragskiller und einen Mord. Ausgerechnet Gucci also, dieser Inbegriff von italienischem Drama, Luxus und viel, viel Glamour und derzeit das erfolgreichste Label der Welt, verzichtet ab 2018 auf Pelz. Das heisst was. Das ist ein Erdbeben. Da findet in der Luxusbranche gerade ein radikales, noch nie da gewesenes Umdenken statt.
Die Begründung von Gucci-Chef Marco Bizzarri letzte Woche lautete schlicht: Pelz sei unmodern. Das ist das endgültige Ende von Fell. Denn Bizzarri führt das in diesem Metier tödlichste Argument ins Feld: dass out sei, wer Nerz oder Zobel trage. Man muss der Kundschaft der Luxusindustrie nicht mit dem Leiden der Tiere kommen, sie interessiert sich ja auch nicht für das Elend von Stopfgänsen oder Hummer. Aber die Furcht davor, vorgestrig zu wirken, ahnungslos – wie jemand, der Glasflaschen immer noch im Abfall entsorgt –, die zieht.
Die Besten lehnen Pelz ab
Gucci springt damit auf einen Zug auf, der längst rasant unterwegs ist. Was bis vor kurzem – trotz all der schicken Kampagnen mit Models, die behaupteten, lieber gar nichts zu tragen als Pelz – undenkbar war, hat ein anderes Schwergewicht bereits im Juni vorgemacht: Da gab Net-a-Porter, einer der grössten Online-Luxusmode-Anbieter mit Sitz in London, bekannt, ab sofort auf Pelz zu verzichten. Das Unternehmen hatte bei 25 000 Kundinnen und Kunden eine Umfrage durchgeführt und wollte wissen, ob Pelz im Angebot erwünscht sei. Die Mehrheit antwortete: Nein. Net-a-Porter war der Wunsch der Kundschaft Befehl und stiess damit auf Begeisterung; der Chef vermeldete kurz nach der Bekanntgabe, seine Mailbox sei voll mit Gratulationswünschen.
Die Engländer und Amerikaner sind da sowieso Vorreiter. Das britische Edelkaufhaus Selfridges ist seit 2005 pelzfrei, Stella McCartney verwendet nie tierische Produkte, nicht einmal Leder. Calvin Klein (seit 1994), Ralph Lauren (seit 2006), Tommy Hilfiger (seit 2007) und seit letztem Jahr auch Giorgio Armani haben das Fell toter Tiere ebenfalls aus dem Sortiment gestrichen.
Die Konkurrenz wird die Entwicklung nicht ignorieren können. Denn es geht um mehr als bloss uncool zu sein. Da spielt ein echter Gesinnungswandel mit. Gucci-Boss Bizzarri sagte nämlich auch noch: «Wir müssen das tun, weil sonst die besten Leute der Branche nicht mehr für uns arbeiten wollen.»
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