Permafrost in den Alpen so warm wie noch nie
Die warme Witterung der letzten Jahre wirkt sich auf die gefrorenen Bodenschichten aus. So beobachten Forscher mehr Schmelzwasser in der Tiefe.

Der alpine Permafrost hat im Beobachtungsjahr 2014/2015 Rekordtemperaturen erreicht. Dies gaben die Akademien der Wissenschaften Schweiz bekannt. Schuld sei die anhaltend warme Witterung der letzten Jahre.
Das Schweizer Permafrostmessnetz (Permos) hat an den meisten seiner 30 Bohrlöcher neue Rekorde im Vergleich zu den 10- bis 25-jährigen Messreihen registriert. Die für 2014/2015 gemessenen Temperaturen akzentuieren den Erwärmungstrend der letzten sieben Jahre, heisst es in der Mitteilung. Ein wachsender Anteil an flüssigem Wasser im Permafrost weise zudem auf Schmelzprozesse hin.
So erwärmte sich beispielsweise der in 20 Metern Tiefe liegende Permafrost am Corvatsch zwischen 2009 und 2015 von minus 1,5 auf rund minus 1 Grad. Ähnliches beobachten die Permos-Forschenden am Stockhorn, wo die Permafrosttemperaturen von rund minus 2,5 auf minus 2 anstiegen.
Gletscherbewegung beschleunigt sich
Auch die Bewegungen der Blockgletscher, die ein Gemisch aus Schutt und Permafrost darstellen, haben sich 2014/2015 weiter beschleunigt. Im Vergleich zum vorherigen Beobachtungsjahr sei die Geschwindigkeit um 20 Prozent gestiegen. Der Grossteil der Blockgletscher bewege sich gegenwärtig so schnell wie noch nie seit Beginn der Messungen um das Jahr 2000 – viele um mehrere Meter pro Jahr.
Die Temperaturrekorde und Erwärmungstrends im Permafrost der Schweizer Alpen seien jedoch nicht nur auf den Hitzesommer 2015 oder auf das insgesamt extrem warme Jahr 2015 zurückzuführen, so die Mitteilung. Sie seien vielmehr das Ergebnis anhaltend sehr warmer Bedingungen in den letzten Jahren.
Verzögerte Wirkung des Hitzesommers
Den vollen Effekt des Hitzesommers 2015 könne man erst dieses Jahr messen, da die Sommerwärme etwa ein halbes Jahr brauche, um eine Tiefe von zehn Metern zu erreichen, schrieben die Akademien. Dass es zu Beginn des Winters erst so spät anfing zu schneien, könnte von Vorteil sein: Ohne isolierende Schneedecke hatte der Boden mehr Zeit, auszukühlen.
Schneedecke, Sonneneinstrahlung sowie der Zeitpunkt des Einschneiens und Ausaperns hätten einen grossen Einfluss auf die Temperatur der Bodenoberfläche. Diese wirke wiederum auf den Permafrost, stärker als die Lufttemperatur. Bereits seit 2009 werden an der Bodenoberfläche höhere Temperaturen gemessen als im langjährigen Mittel. Kältephasen blieben indes aus.
SDA/ij
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