Platznot bremst die Bautätigkeit
Zwar ist die Finanzkrise in aller Munde. Sie ist aber nicht der Grund dafür, dass im Bezirk Meilen weniger gebaut wird als im übrigen Kanton.
Von Nadja Belviso Wer mit dem Zug von Zürich nach Rapperswil fährt und an den Hängen der Goldküste emporblickt, mag erstaunt die beachtliche Anzahl an Baukranen bemerken. Die Bautätigkeit muss hier ganz besonders gross sein, denkt man. Doch da täuscht man sich. Im nationalen und kantonalen Vergleich wird in der Region Pfannenstiel deutlich weniger gebaut. Und das bereits seit 2007, wie auf Anfrage bei der Immobilienberatungsfirma Wüest & Partner AG zu erfahren ist. Flossen in den Pfannenstielgemeinden im Jahr 2000 gesamthaft gut 474 Millionen Franken in den Bau von neuen Gebäuden, waren es im letzten Jahr noch knapp 395 Millionen. Urs Hausmann, Immobilienexperte bei Wüest & Partner, bezweifelt aber, dass dieser Rückgang an Bauinvestitionen auf die Finanzkrise zurückzuführen ist. Eher liege es daran, dass das Bauland an der Goldküste knapp werde. Diese Einschätzung bestätigt der Küsnachter Immobilientreuhänder Claude Ginesta: «Manche Gemeinden an der Goldküste haben sich die Verdichtung auf die Fahne geschrieben.» Infrastruktur überlastet Dass die Investitionen auch bei den Umbauten eher abnehmen, kann hingegen nicht mit der Landknappheit begründet werden. Doch auch dafür mag Immobilienexperte Hausmann nicht ausschliesslich die Finanzkrise bemühen. Um den Investitionsrückgang in diesem Bereich zu erklären, gebe es mehrere Möglichkeiten, so Hausmann. Alle Häuser unterliegen einem Alterungs- und einem Sanierungszyklus. Die Renovationstermine können zufälligerweise in manchen Jahren zusammenfallen. Zwar sei es denkbar, sagt Hausmann, dass die Leute im Moment der Finanzkrise wegen mit Umbauten abwarteten, bis die Lage wieder stabiler sei. Das erkläre aber nicht, warum bereits seit 2003 auf tiefem Niveau investiert werde. Eine weitere Erklärung für den Rückgang der Bautätigkeit liefert Immobilientreuhänder Claude Ginesta: «Die Gemeinden Stäfa, Männedorf und Uetikon am See zum Beispiel haben eine regelrechte Bevölkerungsexplosion erlebt.» Dies habe zu Infrastrukturproblemen geführt, weshalb die Behörden die Bautätigkeit wieder drosseln mussten. Den letzten Bauboom erlebte die Goldküste denn auch im Jahr 2002. Um 964 neue Wohnungen wurde der Bezirk damals reicher. In jenem Jahr entstanden in Erlenbach, Küsnacht, Stäfa und Zollikon je über 100 Einheiten – viele davon in Siedlungen, etwa 80 Wohnungen allein in der Forch. Letztes Jahr waren es im Gesamtbezirk gerade noch 389 neue Wohnungen. Knapp die Hälfte davon, nämlich 170, wurden in Küsnacht aus dem Boden gestampft. Der durchschnittliche jährliche Zuwachs im Gesamtbezirk ist seit dem Jahr 2000 von 48 auf 35 Wohnungen pro Gemeinde gesunken. Und das, obwohl gemäss Immobilientreuhänder Ginesta nicht selten Einfamilien- durch Mehrfamilienhäuser ersetzt würden. Um die letzten Möglichkeiten, an der Goldküste zu bauen, reissen sich diverse Unternehmen. Neben grossen Generalunternehmern wie Allreal und Mobimo seien auch viele kleinere Baufirmen hier tätig, sagt Ginesta. Pensionskassen und Immobilienfonds hingegen könnten bei den hiesigen Bodenpreisen nicht mehr mitmischen. Sie weichen in Gemeinden wie Fällanden oder Schwerzenbach im Zürcher Oberland aus. 60er-Bauten werden ersetzt In jüngster Zeit werden, wie etwa an der Glärnischstrasse in Männedorf, vermehrt Mehrfamilienhäuser aus den 60er-Jahren durch neue Gebäude ersetzt. «Häuser aus den 60er-Jahren sind aus energetischer Sicht oftmals problematisch», so Ginesta. Auch fehlende Lifte, kleine Zimmer, ineffiziente Grundrisse oder die schlechten akustischen Verhältnisse entsprächen nicht mehr heutigen Standards. Solche Häuser zu sanieren, lohne sich finanziell nicht mehr, insbesondere da man heute dank der Verdichtung mehr Nutzflächen erstellen dürfe. Als bedeutendste Baustellen im Bezirk nennt Ginesta die Überbauungen im Häni-Areal in Meilen mit 47 Wohnungen oder ein Projekt der Allreal an der Lerchenbergstrasse in Erlenbach mit 39 Wohnungen. Gerade fertig geworden ist die Siedlung Bellagio in Männedorf, die 37 Familien Platz bietet. Foto: Vorname Name, Agentur Weil Land am rechten Zürichsee-Ufer knapp und teuer wird, lohnt es sich, veraltete Einfamilienhäuser durch Mehrfamilienhäuser zu ersetzen. Foto: Sabine Rock
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