«Plötzlich kam die Lawine angerollt»
Es ist das bislang schwerste Unglück am Mount Everest. Das Schneebrett ging auf eine offizielle Route zum höchsten Berg der Welt nieder, wo die Sherpas gerade Kletterseile für Touristen fixierten.
Eine Lawine hat auf einer Bergsteigerroute zum Mount Everest mindestens zwölf nepalesische Bergführer in den Tod gerissen. Vier weitere wurden nach dem bislang folgenschwersten Unglück auf dem höchsten Berg der Erde vermisst, wie Behördensprecher am Freitag mitteilten. Überdies erlitten weitere vier den Angaben zufolge Verletzungen.
Die Lawine sei am Morgen gegen 06.30 Uhr unterhalb von Camp 2 in fast 6400 Metern Höhe abgegangen, als die Sherpas Kletterseile für andere Bergsteiger fixierten, sagte ein Sprecher des nepalesischen Tourismusministeriums, Krishna Lamsal. Die Gegend trägt den Spitznamen «Popcorn-Feld». Lamsal verfolgte die Rettungsarbeiten vom Basislager aus.
Retter eilten sofort herbei
Ein Überlebender berichtete, er habe seinen Verwandten kurz vor dem Lawinenabgang gesagt, der Weg hoch zum Berg sei unstabil. Sofort nach den tödlichen Schneemassen eilten Rettungskräfte, Führer und Bergsteiger an den Tatort, um zu helfen. Zwölf Leichen wurden aus den Schnee- und Eismassen geborgen, vier weitere Sherpas galten als vermisst, wie Lamsal bestätigte. Zunächst hatten Behördensprecher von drei Vermissten berichtet.
Vier verletzte Bergführer sollten zudem mit einem Hubschrauber nach Kathmandu geflogen worden. Einer kam dort bereits am Freitag an. Die anderen drei warteten in der Ortschaft Lukla auf ihren für Samstag geplanten Transport.
Einer der verletzten Bergsteiger, Dawa Tashi, lag am Freitag mit mehreren Rippenbrüchen auf der Intensivstation. Er berichtete, die Führer seien früh aufgebrochen, um den Weg in höher gelegene Camps abzustecken. Wegen des instabilen Pfades hätten sie länger gebraucht, dann sei auf einmal die Lawine angerollt und habe viele der Sherpas begraben, wie seine Schwägerin Dawa Yanju berichtete.
734 Personen haben Genehmigung für Aufstieg
Der Mount Everest ist mit 8848 Metern der höchste Berg der Welt. Jährlich versuchen Hunderte Bergsteiger aus aller Welt den strapaziösen Aufstieg zum «Dach der Welt». Seit der Erstbesteigung durch Edmund Hillary und Tenzing Norgay 1953 kamen dabei bereits mehr als 300 Alpinisten ums Leben. Mehr als 4000 Bergsteiger haben den Berg bislang bestiegen.
Laut der Expertin Elizabeth Hawley ist das Unglück die «schlimmste Katastrophe, die der Mount Everest je erlebt hat». 1996 waren acht Menschen in einem schweren Sturm ums Leben gekommen. Der US-Journalist und Bergsteiger Jon Krakauer schrieb darüber das Buch «In eisige Höhen» («Into Thin Air»). Der schlimmste Bergsteigerunfall in ganz Nepal ereignete sich 1995, als 42 Menschen durch eine Lawine getötet wurden.
Für diesen Sommer haben die örtlichen Behörden 734 Personen eine Genehmigung für den Aufstieg auf den Everest ausgestellt, 400 davon sind Bergführer. Um den Andrang zu bewältigen und das Risiko zu verringern, beschlossen die Behörden, die Zahl der Seile an den Gletschern unterhalb des Gipfels zu verdoppeln. An den Basislagern sorgen seit Anfang April Soldaten und Polizisten für Ruhe und Ordnung – im vergangenen Jahr hatten sich Sherpas und europäische Alpinisten eine Prügelei geliefert.
AFP/mw
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