Podolski, der Entwicklungshelfer
In Japan hat Lukas Podolski seinen Club Vissel Kobe in kurzer Zeit berühmt gemacht – auch wenn ihn auf der Strasse noch nicht jeder erkennt.

Die Kunst des Kopfballs hat Lukas Podolski auch mit 32 Jahren nicht perfektioniert. Vielleicht weil er sich schon immer überdurchschnittlich oft auf seinen linken Fuss verlassen konnte. Vielleicht aber auch, weil er mit 1,82 Metern Körpergrösse nie ein richtiger Strafraumstürmer war. In Japan, wo Podolski nun als Fussballer zu Hause ist, wirkt er mit 1,82 Metern plötzlich überdurchschnittlich gross. Doch besondere Kunststückchen mit dem Kopf hat niemand von ihm erwartet.
Am vergangenen Samstag hat der Neuankömmling dann sein erstes Ligaspiel für Vissel Kobe, bestritten, der Podolski in den kommenden zweieinhalb Jahren 20 Millionen Euro bezahlen soll. Es hat gerade einmal 62 Minuten gedauert, da traf er das erste Mal per Kopf. Und weil er den Ball 13 Minuten zuvor schon, wie man es von ihm schon eher erwartet hatte, mit dem linken Fuss aus 20 Metern ins Netz hämmerte und damit den 3:1-Sieg gegen Omiya Ardija einleitete, ist der Hype um Poldi drei Wochen nach seiner Ankunft in Kobe mal wieder auf dem Höhepunkt.
Der grösste Event der Clubgeschichte
Aus der Hafenstadt Kobe gibt es täglich Meldungen, seit der deutsche Weltmeister dort vor gut drei Wochen gelandet ist. Schon am Tag seiner Ankunft waren hunderte Fans zum Flughafen gepilgert, um den Weltmeister zu empfangen. «Es war der grösste Event unserer Geschichte», sagte Kenichi Tanaka, der Präsident von Vissel Kobe, dem «Express». «Es war beeindruckend, die vielen Fans am Flughafen zu sehen.»
Am nächsten Tag führte Podolski auf dem Trainingsplatz seinen linken Spannschuss vor. Kobes Torhüter Kenshin Yoshimaru sagte hinterher nur: «Der Ball war echt schnell, konnte man kaum sehen.» Anders als in Deutschland kann Podolski in Kobe durch die Stadt spazieren. Die Japaner erkennen ihn zwar meistens, sind aber oft zu höflich, um ihn anzusprechen. Einmal allerdings, so berichtet es der «Express», fragte ein Fan unsicher: «Sind Sie Podolski?» Da entgegnete er: «Nein, Miroslav Klose.» Podolski klärte den Scherz natürlich auf.
«Frauenfussball ist genauso wie Männerfussball»
Podolski scheint sich wohlzufühlen in Japan, und doch wirkt es, als wäre er gar nicht richtig weg. Aus der Ferne beteiligt sich Podolski zum Beispiel am deutschen Fussballdiskurs. Er sagte zum Niveau der Frauenfussball-EM: «Ich denke, Frauenfussball ist genauso wie Männerfussball. Nur da spielen halt Frauen und da Männer. Für mich gibt's da also fussballerisch keinen Unterschied.»
Das fussballerische Niveau in Japan ist zwar noch nicht ganz so hoch, doch Podolski ist trotzdem gefordert. Waren die sportlichen Erwartungen an ihn bei Galatasaray Istanbul zuletzt eher gering, sind sie jetzt gross. Tanaka sagte: «Wir wollen mit Podolski einen Titel gewinnen.» Dieser Auftrag scheint selbst für Podolski nur schwer umzusetzen. In der Liga liegt Kobe zwei Spieltage nach dem Rückrundenstart nur auf einem Mittelfeldplatz. Titelchancen können sie sich wohl nur in den zwei Cupwettbewerben ausrechnen.
Wesentlich wichtiger als Podolskis sportliche Mission dürfte jedoch eine andere sein: «Die ganze Welt fragte: Was ist die J-League und was ist Vissel Kobe», erklärt Kenichi Tanaka. «Lukas soll ein gutes Aushängeschild sein!» In den ersten drei Wochen hat er damit ganz gut angefangen.
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