Polizei dementiert: Keine Blindgänger gefunden
Beim Anschlag in Boston hätten nicht nur zwei, sondern vier Sprengsätze explodieren sollen: Dies hatten die US-Behörden am Morgen vermeldet. Nun haben sie die Berichte dementiert.
Die Ermittlungen zu den Bombenanschlägen in Boston laufen auf Hochtouren. Noch hat sich niemand zur Tat bekannt. Das FBI sucht derzeit nach Spuren und Hinweisen auf die mögliche Täterschaft.
Zunächst hatten die US-Behörden mitgeteilt, es seien neben den explodierten Bomben noch zwei weitere Sprengsätze entlang der 42 Kilometer langen Strecke in der Innenstadt entdeckt worden, die nicht hochgegangen waren. Sie seien unschädlich gemacht worden. Ermittler erhofften sich Hinweise auf mögliche Spuren.
Diese Informationen hat Deval Patrick, Gouverneur von Massachusetts, auf einer Pressekonferenz nun dementiert: Es seien «zwei, und nur zwei Sprengkörper» gefunden worden. Die Polizeikräfte hätten zwar zahlreiche Taschen und Gegenstände untersucht, die entlang der Laufstrecke liegen geblieben waren, doch darunter hätten sich keine weiteren Bomben befunden.
Auffallend viele abgetrennte Gliedmassen
Aufschluss über die beim Anschlag verwendeten Materialien könnten die Verletzungen der Opfer geben. Laut Polizisten, Rettungskräften und Ärzten, die im Einsatz standen, waren auffallend vielen von ihnen Gliedmassen abgetrennt worden. Nachdem sich der Rauch der Explosionen verzogen habe, habe man Dutzende Menschen am Boden gesehen, einige bewusstlos, viele schwer verletzt. «Ich sah so viele Menschen ohne Beine», sagt ein Teilnehmer des Marathons gegenüber der «New York Times» (NYT). «Sie hatten gerade ein Rennen beendet, und jetzt haben sie keine Beine mehr.»
«Ich sah viele Granatsplitter, die in die Luft geflogen und auf der Strasse gelandet sind. Es war wie ein Sprühnebel», berichtet ein weiterer Zeuge. Die Wunden zahlreicher Verletzter hätten behelfsmässig abgebunden werden müssen, berichtet die «Washington Post».
Rückschlüsse auf die Bauart der Bomben könnten auch die Videos erlauben, die während des Anschlags entstanden sind, wie Spiegel.de schreibt. Die weisse Farbe des Rauchs sei laut Experten ein Indiz, dass für die Bomben Schiesspulver verwendet wurde. Das könnte die Ermittlungen erschweren, denn der Stoff könne relativ leicht im Internet bestellt werden.
Verletzungen durch Metallstücke
Auch die Spitäler in Boston berichten von schockierenden Szenen: Bei mehreren der Verletzten hätten Gliedmassen amputiert werden müssen, viele hätten riesige Mengen an Blut verloren. Ein Arzt des Massachusetts General Hospitals sagte gegenüber der «Washington Post», die meisten Verletzungen seien den Menschen durch Metallstücke zugefügt worden, die sich in ihre Beine und Füsse gebohrt hätten.
Einige Medien berichteten, die Bomben seien in Mülleimern deponiert gewesen. Unbestätigten Berichten zufolge wurden die Explosionen über Fernsteuerung gezündet. Weitere Details zur Art der verwendeten Bomben sind noch nicht bekannt. Der Sprengstoff war offenbar mit Granatsplittern versehen, wie ein Polizist gegenüber dem TV-Sender «NBC News» sagt. Sie hätten Verletzungen erzeugt, die normalerweise bei Terroranschlägen in Afghanistan oder im Irak zu sehen seien, wenn selbst gebastelte Bomben auf Marktplätzen gezündet würden.
Die NYT verweist zudem auf die Ähnlichkeit der Sprengsätze mit jenen, die im Jahr 1996 beim Anschlag auf die Olympischen Sommerspiele in Atlanta verwendet wurden. Auch Vergleiche zum Attentat in Oklahoma City werden gezogen, bei dem im April 1995 168 Menschen getötet wurden. Die dort verwendeten Sprengsätze seien aber um einiges grösser gewesen.
Beim Anschlag in Boston wurden mehr als 140 Menschen verletzt, 17 von ihnen befinden sich in kritischem Zustand. Drei Menschen starben. Die hohe Zahl der Verletzten erklärt sich mit dem Timing der Explosionen: Die Bomben gingen rund vier Stunden nach Start des Marathons in die Luft – dann, wenn am meisten Läufer die Ziellinie überqueren.
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