Pop-Briefing: Vergessen Sie «Last Christmas»!
Heute in der Popkolumne: Insel-Musik aus der Ferne, ein neuer Blick in den Adventskalender von Evelinn Trouble und Mariah Careys alter Weihnachtshit.

Das muss man hören
Rasch in den Flieger steigen und eine Insel im Indischen Ozean anpeilen, ist in Zeiten der Flugscham nicht mehr ohne schlechtes Gewissen möglich. Als Reiseersatz dient nun die Compilation «Soul Sega Sa! Vol 2.». Auf dieser bereits zweiten Zusammenstellung mit Musik von den Seychellen, La Réunion und Mauritius aus den 70er-Jahren lernt man einen sehr eigenen hybriden Stil namens Sega kennen, der Traditionen und Instrumente von Afrika, Indien und den Kolonialmächten Europas verbindet. Diese oft melancholischen und doch nie niedergeschlagenen Songs, ausgesucht vom Genfer Label Bongo Joe, gehen zu Herzen. Tanzen? Kann man auch.
Im Rahmen dieser Kolumne noch nicht aufgetaucht ist Becks «Hyperspace», weil es zunächst doch arg vernachlässigbar wirkte. Doch nun, nach fortwährendem Hören, entpuppt sich das Album als heimlifeisses Werk, das allmählich das Distanzierte und Ätherische verliert. Schon sehr schön.
Darüber wird gesprochen
Über Mariah Carey. Ihre eigentlich reizvollen neueren Songs (so das von Blood Orange mitgeschriebene «Giving Me Life») will zwar niemand hören. Doch die Goldstimme hat ja noch ihre alten Songs. Im Sommer tauchte dank einer TikTok-Challenge «Obsessed» in den Charts auf, und nun ist ihr endlich gelungen, worauf sie 25 Jahre lang warten musste: Ihr Weihnachtsklassiker «All I Want for Christmas Is You» hat nach einer aufwendigen Kampagne (Social Media! Weihnachtskonzerte! Fanaktionen) den ersten Platz in den US-Billboard-Charts erreicht. Sicher ist: Mariah Carey kann die nächsten Weihnachten jeweils ein wenig gelassener angehen.
Das Schweizer Fenster
Noch einmal ein Blick in Evelinn Troubles Adventskalender. Denn dort bleiben nicht mehr allzu viele Türchen zu öffnen, und bislang haben die Kurzbeiträge von Musikerinnen und Musikern wie Anna Aaron, One. Sentence Supervisor, Pony del Sol oder auch John Parish und den Düsseldorf Düsterboys sehr erfreut. Oder um es mit dem Titel von Samba de la Muerte zu sagen: «Mamba Shaking Christmas!»
Was blüht
Zuweilen auch Kakteen. Und diese sollen zu hören sein in den Soundscapes, die Magda Drozd auf dem Album «Songs for Plants» versammelt. Und nein, das ist nicht der Soundtrack für irgendwelche Schöner-wohnen-Einrichtungsträume. Sondern es wird einem zuweilen doch recht schummrig. Jedenfalls: Eine gute Tonspur, um sich rauszunehmen aus dem allgemeinen Trubel, der in den nächsten Tagen ja auch blüht.
Das Fundstück
Das Label International Anthem aus Chicago ist ja kein geheimes Unternehmen mehr, seit es die vielleicht prägendsten Jazz-Alben der vergangenen beiden Jahre veröffentlicht hat. Aber dennoch ist es nun passend, verpasste Alben nachzuhören, wie etwa «Where Future Unfolds» von Damon Locks. Gute und unfromme Spiritualität!
Die Wochen-Tonspur
Trinidad, Chicago, Los Angeles: Das sind in etwa die Raum-Koordinaten der zehn neu hinzugefügten Tracks dieser Playlist, die nun mittlerweile 250 Titel zählt.
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