Pop-Briefing: Weihnachten kommt
Heute in der Popkolumne: Abgekapselter Rap von Earl Sweatshirt, Weihnachtslieder von Robbie Williams, Schwereloses aus der Schweiz und traurige Songs für den November.

Das muss man hören
Kürzlich ist das neue Kurz-Album von Earl Sweatshirt erschienen. Und der neue Song von Frank Ocean. Das sind gute Anlässe, sich daran zu erinnern, dass die beiden einst Teil der Odd-Future-Gang waren, jenem vielleicht einflussreichsten Stunt-Pop-Kollektiv des immer noch recht jungen Jahrtausends. Und man kann sich nun freuen, wie zwei breit beachtete Musiker die Popsongform und Rap nach ihren eigenen Regeln verändern.
Natürlich: Man kann sich dann natürlich fragen, wo das alles hinführt bei Earl Sweatshirt. Denn sein altes Majorlabel hat er nach dem bereits sehr abgekapselten «Some Rap Songs» verlassen, um auf einem anderen Majorlabel noch riskantere Tracks zu veröffentlichen. «Feet of Clay», das am Tag nach Halloween erschienen ist, ist nun so ein Stück. Denn es gibt keinen Halt. Da sind immer noch die Krisen, die persönliche Trauer über den Verlust seines Vaters und den Alkoholmissbrauch. Irgendwie scheint es doch Hoffnung zu geben, und sei es nur, einem zuzuhören, der nach Auswegen sucht. Und weiss: «There's more I could do/ Ooh ooh ooh ooh». Ob ers wieder nach aussen schafft?
In seinem Zimmer ist auch Frank Ocean. Allein ist der Pop-Jetsetter freilich nicht, denn in seiner Single «In My Room» gibts neben Juwelen auch einen Lover, und die Schattenseiten des Berühmtseins hängen auch über dem Track, etwa dann, wenn er beiläufig den todbringenden Hustensaftmix Lean erwähnt. Jedenfalls: Die Vorgängersingle «DHL» war recht mau, «In My Room» bringt die Dringlichkeit zurück.
Das Schweizer Fenster
Es gab in den letzten Wochen einen höchst erfreulichen Reigen an neuen Schweizer Songs zu hören. Beispielsweise hat Beat Breu, dieser gefallene Radstar und gescheiterte Zirkusdirektor, nun eine Hymne erhalten. Sie stammt vom St. Galler Duo Dachs, das mit «Beat Breu» an ihre wunderbaren Hits wie «Büzlä» anschliesst.
Auf demselben Label wie Dachs, nämlich auf Mouthwatering Records, ist auch «Transatlantic Flight» erschienen, der neue fliegende Song von Daniela Weinmann alias Odd Beholder. Oh, schöne vordergründige Schwerelosigkeit!
Ebenfalls sehr schwerelos, aber auch sehr melancholisch klingt die neue Single von Jeans for Jesus, wenn sie das Jetzt in «2000&irgendwo» zu fassen versuchen. «Fürä u zrügg, geit beides ewig, was hautisch du vom Ougäblick?», singt die Band, und vielleicht sollte man am besten die Zeit anhalten, um diesem Popsong gerecht zu werden.
Was blüht
Weihnachten! Dieses Jahr kann man sich beispielsweise mit Robbie Williams in Festtagsstimmung bringen. Am Freitag erscheint nämlich «The Christmas Present», das Weihnachtsalbum des ehemaligen Take-That-Mitglieds. Bereits anhörbar ist «Let's Not Go Shopping», ein Plädoyer fürs Zuhausebleiben, und die Shopping-Madness anderen zu überlassen. Beispielsweise dem guten alten Weihnachtsmann. Froh ist, wer das delegieren kann.
Auch auf dem Weihnachtsalbenmarkt: Die Songsammlung von Molly Burch, mit dem unvermeidlichen «Last Christmas». Ein Song, den übrigens auch Lucy Dacus auf ihrem neuen Kurzalbum «2019» covert. Der Song von Wham! lebt weiter, und es geht ihm fast zu gut.
Das Fundstück
Am vorvergangenen Wochenende fand im holländischen Utrecht das Festival Le Guess Who? statt. Im überreichen Programm gab es wie immer sehr viele Entdeckungen zu machen. Wer hingereist ist, hört die Playlist an zum Erinnerungsverarbeiten (und ärgert sich, was alles verpasst wurde). Wer zu Hause geblieben ist, hat auch sehr viel von dieser Mischung aus sehr toller und auch abenteuerlicher Musik.
Die Wochen-Tonspur
Hier klang es auch schon fröhlicher, aber es ist nun mal November. Da kann man schon mal in Tränen ausbrechen.
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