Prada kränkt die Italiener
Die Designerin Miuccia Prada verkauft für bis zu 2,5 Milliarden Franken Anteile an ihrem Unternehmen – in Hongkong. Das irritiert Italiens Elite.
Der Luxuskonzern Prada geht an die Börse. Ab dem 24. Juni können Anleger Anteile am Mailänder Traditionshaus kaufen, das noch immer in den Händen von Miuccia Prada, ihren Geschwistern und ihrem Mann ist. 16,5 Prozent am Unternehmen bringt der Clan nach Informationen von Reuters-Branchenexperten in Umlauf – die Hälfte des Anteils von Miuccia Pradas Mann Patrizio Bertelli am Konzern. Prada hoffe, damit bis zu 2 Milliarden Euro frisches Kapital einspielen zu können, berichtete Bloomberg mit Verweis auf Informanten.
Gehandelt werden die Anteile nicht in Mailand, sondern in Hongkong. Das sorgt für Missstimmung: «Die italienische Business-Elite ist gekränkt», schreibt das «Wall Street Journal». Die charakterstarke Miuccia Prada, die als promovierte Politikwissenschaftlerin einst nur widerwillig in das Familienunternehmen einstieg, stösst die norditalienische Gesellschaft vor den Kopf – nachdem eine Turiner Bank das stark verschuldete Unternehmen vor sechs Jahren mit 100 Millionen Euro gestützt hatte.
«Dort passieren die Dinge»
Der Grund für die Wahl der Hongkonger Börse ist einfach: In Asien sieht Prada die Zukunft. Bereits heute generiert das Unternehmen dort 40 Prozent seines Umsatzes, das sind nur 2 Prozent weniger als in Europa. Bis in drei Jahren, so schätzen die Branchenexperten von Reuters, werde sich diese Reihenfolge umgedreht haben. Tatsächlich wuchs der Umsatz von Prada in Asien/Pazifik (ohne Japan) 2010 um 63 Prozent – gegenüber 21 Prozent in Europa. Von den 80 neuen Läden, die dieses Jahr entstehen, werden 16 allein in China gebaut, 9 weitere in anderen asiatischen Ländern. Inzwischen steht jeder dritte Prada-Store in Asien.
Gegenüber dem «Wall Street Journal» sagte Miuccia Prada ganz offen, dass sie die Zukunft des Unternehmens in China sehe: «Dort passieren die Dinge», begründete die 63-Jährige den Entscheid der Familie. Das gelte insbesondere für Modedesign. Prada beschäftigt eine zunehmende Anzahl Chinesen als Designer, und deren «frische Ideen» seien «sehr relevant» für sie, sagt Prada. «In Europa ist die Modewelt sehr konservativ, sehr 1980er.» Auch Patrizio Bertelli verkündete am Montag: «Die Märkte in Asien sind viel zeitgemässer.»
«Die Hongkonger Börse ist gross genug»
Doch nicht nur das Kreativumfeld und die Konsumstimmung locken Prada nach China. In der Region wächst auch die Schar der reichen Investoren. Sie interessiert sich für die Luxusindustrie: So kaufte die Medienunternehmerin Shaw-Lan Wang das Pariser Label Lanvin, und die Textilunternehmer Li and Fung erwarben Cerutti. Der Schritt nach Hongkong sei also klug, auch wenn er in Italien für Aufregung sorge, sagte der Analyst Marco Simion der italienischen Nachrichtenagentur Ansa. «Die Hongkonger Börse ist gross genug, um ein Angebot dieser Grösse zu absorbieren.»
Gelingt das IPO zum angestrebten Preis, dürfte sich letztlich auch die Turiner Bank freuen. Für ihre 100-Millionen-Spritze erhielt sie damals 5 Prozent an Prada. Mit den angestrebten Kurswerten wäre dieser Anteil plötzlich über 600 Millionen Franken wert.
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