Private TV-Sender schielen auf SRF-Inhalte
Bei einem Ja zu No Billag werden Lizenzen frei. TV24 interessiert sich für Fussballspiele und den Spengler-Cup. Auch TeleZüri und 3+ wollen aufstocken

Mit einer überragenden Leistung gewinnt Beat Feuz am Lauberhorn. Ein Jahr lang darf er den Titel tragen – vielleicht auch bis in alle Ewigkeit. Denn die Organisatoren bangen wegen der No-Billag-Initiative und dem möglichen Sendeschluss der SRG um die Traditionsabfahrt. «Ohne Übertragung kann dieses Rennen nicht durchgeführt werden», sagte OK-Präsident Urs Näpflin im November.
Die Zukunft könnten private Fernsehstationen sichern. Etwa TV24 aus dem Aargauer Verlagshaus AZ Medien. Roger Elsener, Geschäftsführer des Bereichs TV und Radio: «Wir könnten die Produktionskosten der Lauberhorn- Skirennen grundsätzlich stemmen und sie übertragen.» Voraussetzung sei die Übernahme des gesamten Weltcups. Denn so könnte man im Gegenzug für wenig Geld jene Rennen ausstrahlen, die im Ausland produziert werden.
Sollte sich die SRG tatsächlich zurückziehen, werden laut Elsener aber auch andere Lizenzen in Unterhaltung und Sport frei. «Für TV24 wären zum Beispiel Rechte im Eishockey, Tennis oder Fussball interessant. Zum Spengler-Cup würden wir sicher nicht Nein sagen. Auch die Champions League oder Fussball-Länderspiele der Schweizer Nati wären interessant.»
Neben TV24 betreiben die AZ Medien die drei grössten Regionalsender der Schweiz. «Tele M1 und TeleBärn könnten beim Wegfall der Gebühren die Qualität des regionalen Service public nicht gleich hoch halten», sagt Elsener. «Für TeleZüri, das schon heute ohne Gebühren auskommt, würden sich mehr Chancen als Risiken ergeben. Chancen für mehr Zuschauer und damit auch für mehr Einnahmen.» Selbstverständlich müsse man dafür auch etwas tun. «Wir würden verstärkt in Inhalte investieren, die heute die SRG besetzt.»
Verband der Regionalsender warnt vor einem Ja
Bei Mysports von UPC will man sich nicht äussern. Auch Teleclub möchte «Fragen rund um die Initiative nicht kommentieren». Dominik Kaiser, Chef von 3+, kündigte hingegen vor einem Monat in der «Schweiz am Wochenende» an: «Wir könnten uns gut vorstellen, dass wir dann noch schneller noch mehr Geld in zusätzliche Schweizer Programminhalte investieren würden.» Serielle Fiktion und weitere Unterhaltungsformate sollen im Vordergrund stehen.

Deutlich weniger euphorisch sind die konzessionierten Lokalsender. «No Billag bedeutet Sendeschluss bei den privaten Regionalsendern», warnt der Branchenverband Telesuisse auf seiner Website. «Ein Wegfall der Gebühren würde auch das Ende eines überwiegenden Teils der Regionalsender bedeuten.»
Und die SRG? Es existiere ein Plan B, um auch ohne Gebühren weiterhin senden zu können, berichtete der «Blick» diese Woche. SRG-Sprecher Edi Estermann dementiert: «Es gibt diesen Plan B nicht.» Der Text der Initiative lasse keine Zweifel offen: «Die Initiative verbietet es dem Bund ausdrücklich, Radio- und Fernsehsender zu finanzieren. Deshalb bedeutet sie zwingend das Aus für die SRG.»
Swiss Olympic sorgt sich um Randsportarten
Ein Szenario, das nicht nur Skifans in Wengen Sorgen bereitet. «Es gibt nur wenige Länder, die in so vielen Sportarten so erfolgreich sind wie die Schweiz», sagt Jürg Stahl (SVP), Präsident von Swiss Olympic. «Die SRG ist hier ein wichtiger Faktor, weil sie seit Jahrzehnten so tief und breit berichtet und die Schweiz für Sport begeistert.» Stahl freut sich darüber, dass bei einem Sendeschluss der SRG andere in die Bresche springen möchten. «Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass diese die gesamte Palette mit allen wenig publikumswirksamen Sportarten so gut abdecken können, wie es bei der SRG dank den Gebühren der Fall ist.»
No-Billag-Initiant Olivier Kessler spricht vom exakten Gegenteil. «Die Anreizsysteme sprechen dafür, dass Private auf einem freien Medienmarkt die gleichen Leistungen anbieten könnten, und das sogar noch besser und günstiger.» Staatsmedien würden unabhängig von Leistung und Effizienz Gebührengelder zufliessen. «Private hingegen müssen sich an den Kundenbedürfnissen orientieren und einen haushälterischen Umgang mit den Mitteln pflegen, damit man dem Kunden ein preislich attraktives Angebot machen kann.»
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