Probleme mit den Stars bremsen die Topfavoriten
Bei den einen sind es zu viele, bei den anderen zu wenige. Die vier NBA-Topteams der vergangenen Saison plagen unterschiedlich gelagerte Mühen mit ihren Stars.
Mitte Mai waren in der NBA noch vier Teams verblieben: Im Westen trugen die Titelverteidiger Golden State Warriors ihren Conference-Final gegen die Houston Rockets aus, im Westen duellierten sich die Cleveland Cavaliers mit den Boston Celtics.
Drei der vier Franchises zählten alle Experten auch vor dieser Saison zu den Topfavoriten. Doch die Realität ist eine andere. Einzig die Cavaliers liefern genau das ab, was von ihnen erwartet wurde: einen kompletten Einbruch. Die anderen drei kränkeln, mit kleineren und grösseren Folgen.
Wie ist das überhaupt möglich? Der Star ist in Topform, wirft Bestwerte (kürzlich etwa 54 Punkte und 13 Assists) – und trotzdem befinden sich die Houston Rockets in den Niederungen der Tabelle, zum zweiten Mal schon reihten sie zuletzt vier Niederlagen aneinander. An James Harden liegt das nicht. Der bärtige Teamleader, eines der Aushängeschilder der NBA, brachte auch bei den verlorenen Spielen seine Leistung, wie die 54 Punkte bewiesen. Nur: Selbst so ein Ausnahmespieler kann alleine nichts ausrichten, wenn er von den vier Männern an seiner Seite nicht genug unterstützt wird.
An Capela liegt es nicht – er verzeichnet Bestwerte
Zu Hardens Kollegen gehört auch der Westschweizer Clint Capela. Doch der junge Center ist nicht der Grund für das verpatzte erste Meisterschaftsviertel, im Gegenteil: In jeder Statistik übertrifft der 24-Jährige seine Bestwerte der vergangenen Saison.
Die Rockets haben zwei Probleme, ein unmittelbares und ein grundsätzliches: Unmittelbar fehlte bei der jüngsten Niederlagenserie dreimal Chris Paul verletzt, der andere überragende Offensivspieler der Texaner. Immerhin wird Paul am Freitag fürs Spiel gegen die San Antonio Spurs zurückerwartet. Doch auch mit seinen zusätzlichen Punkten: Den Regular-Season-Siegern 2017/18 steht nach nur 9 Siegen in 20 Spielen ein heisser Kampf um einen Playoffplatz bevor. Was nicht an ihrer Offensive liegt, sondern an der Defensive: Dort verloren sie im Sommer jene beide Absicherungen, die vergangene Saison Harden, Paul und Capela den Rücken freihielten. Trevor Ariza und Luc Mbah a Moute verliessen Houston für bessere Angebote, im Rückblick nicht die beste Entscheidung des Rockets-Managements.
Dagegen sind die Problemchen, welche den Titelverteidiger plagen, geradezu lächerlich. Aber in Oakland würde diese niemand marginalisieren. Bei den Golden State Warriors verpasste Stephen Curry zuletzt zehn Spiele wegen einer Leistenverletzung. Der Ausfall seines zweifachen MVP (Most Valuable Player) lässt jedes Team leiden. Das Hoch zum Saisonstart flachte durch Currys Fehlen merklich ab, zuletzt gab es nur 4 Siege in 10 Spielen. Nun wird der Point Guard zurückerwartet, weshalb man sich bei den Warriors wieder anderen, internen Problemen widmen kann.
Unruhen um Kevin Durant beim Champion
Vor zwei Wochen waren der zweite Warriors-Teamleader Kevin Durant und Draymond Green aneinandergeraten. Green, ebenfalls unbestrittener Stammspieler, beschimpfte Durant nach einer Niederlage und soll ihn später angefahren haben, er solle nur weiterziehen, Erfolg hätte das Team auch ohne ihn gehabt. Der Konflikt ist pikant. Zwar gewann Golden State 2015 die Meisterschaft ohne Durant, 2016 und 2017 war er jedoch im Playoff die prägende Figur. Im Sommer läuft sein Vertrag aus. Wie sich Durant entscheiden wird, ist völlig offen.
Ebenfalls eher auf der luxuriösen Sorte sind die Probleme bei einem der Meisterschaftsfavoriten des Ostens, den Boston Celtics. Sie haben noch nicht herausgefunden, wie ihre hochtalentierte Truppe siegen soll. Auch bei den Celtics ist das Problem ein Stück weit in der vergangenen Saison zu suchen: Gordon Hayward zog sich da im Auftaktspiel einen üblen Unterschenkelbruch zu. Später verletzte sich auch noch Kyrie Irving am Knie. Trotzdem versammelte das junge Team noch genug Talent, um bis in den Conference-Final vorzustossen und dort in einem siebten Spiel am eigenen Unvermögen und nicht an überragenden Cavaliers zu scheitern.
Nun sind Hayward und Irving fit, doch es will noch nicht so richtig klicken mit den Spielern, die das Team 2017/18 getragen haben. 11 Siege in 21 Spielen sind eher mickrig, aber weniger besorgniserregend als die 9 in 20 der Rockets – auch weil die Leistungsdichte im Osten etwas geringer und damit die Gefahr, das Playoff zu verpassen, für die Celtics kleiner ist.
Die Minimalfreuden der Cavaliers-Fans
Die drei Teams haben also alle ihre Star-Probleme und -Problemchen, im Vergleich zur vierten Mannschaft in der Runde sind sie aber selbst aufsummiert ein Klacks. Die Cleveland Cavaliers leiden weiterhin unter dem Schock, den der Abgang ihres Aushängeschilds LeBron James darstellte. Die Cavaliers hatten in den vergangenen Jahren alleine wegen James' Extraklasse stets um den Titel gekämpft. Entsprechend spielen sie nun auf einem ganz anderen Niveau, haben erst vier Siege in 20 Spielen erzielt. Grund für Optimismus gibt es keinen. Entsprechend klein sind die Dinge, an denen sich die Fans erfreuen sollen. «Es gibt einige helle Flecken nach einem Viertel der Qualifikation», schreiben die Cavs auf ihrer Website und erfreuen sich zum Beispiel an: «Viermal hat Cedi Osman in dieser Saison mehr als 20 Punkte erzielt.»
Zur Relativierung: James erzielte bei seinem neuen Team, den Los Angeles Lakers, bislang 6-mal über 30 und 18-mal mehr als 20 Punkte.
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