Profikiller in der abgefucktesten Stadt der Welt
Krimi der Woche: «Drei Zeugen zu viel» vom amerikanischen Bestsellerautor Steve Hamilton ist ein Thriller mit Tiefgang und ein Porträt der Stadt Chicago.

Der erste Satz
Du bringst einen Menschen um, und das verändert dich.
Das Buch
Nick Mason hat ein Problem. Er lebt zwar in einem tollen Haus an bester Lage in Chicago, aber er kann nicht sein eigenes Leben leben. Er gehört Darius Cole, einem mächtigen Gangsterboss. Sie haben sich im Gefängnis kennen gelernt, wo Cole eine langjährige Strafe absitzt, aber von dort aus nach wie vor seine Organisation leitet. Er hat einen Polizisten gekauft, um Nick Mason aus dem Knast zu bringen. Als Gegenleistung, so der Deal, muss Mason draussen für Cole den Ausputzer machen. Würde er nicht spuren, würde Cole das an Masons Tochter und seiner Ex-Frau auslassen. Ein wirksameres Druckmittel gibt es nicht. Wie es dazu kam, erzählte der amerikanische Bestsellerautor Steve Hamilton im Roman «Das zweite Leben des Nick Mason», der 2017 auf Deutsch erschienen ist.
In der jetzt erschienenen Fortsetzung «Drei Zeugen zu viel» hat Darius Cole eine Wiederaufnahme seines Verfahrens erwirkt. Es gibt jedoch drei Zeugen gegen ihn. Sie müssen endgültig zum Schweigen gebracht werden. Das ist Nick Masons Job. Zwei der Zeugen sind im Zeugenschutzprogramm, einer ist im Gefängnis. Es ist also nicht einfach, an diese Zeugen heranzukommen. Daraus entwickelt sich eine spannende, actionreiche Geschichte. Doch Hamilton belässt es nicht bei spannender Action. Wie schon im Vorgänger geht er auch in diesem Roman viel tiefer. Einerseits ist Mason ein Mann mit Prinzipien, der nur seine Zielobjekte töten will, keine Drittpersonen, auch nicht die US-Marshals, welche die Zeugen bewachen. Und er hat ein ganz besonderes Verhältnis zu dem Detective, der ihn hinter Gitter gebracht hatte und dem er die Entlarvung korrupter Cops ermöglichte. Was das Leben des Detective nicht einfacher macht. «Fragte man einen Officer, was er von korrupten Polizisten hielt, sagte er garantiert, dass sie aufgehängt gehörten. Zeigte man aber einen Kollegen an, egal wie korrupt, egal wie viel Blut an seinen Händen, dann war man eine Ratte, ein Verräter. Und für viele Cops war ein Verräter noch schlimmer als diejenigen, die er entlarvte.»
Mason macht sich zunehmend Gedanken, wie er sich aus den Fängen Coles befreien könnte, sinnt über eine Exit-Strategie nach – «Exit Strategy» heisst der Roman denn auch im Original. Aber das erweist sich als schwieriger als gedacht, auch für einen abgebrühten Killer.
Darüber hinaus ist «Drei Zeugen zu viel» auch ein eindrückliches Porträt der Stadt Chicago: «Eine Stadt, in der es pro Jahr zu über viertausend Schiessereien und über siebenhundert Morden kam, mehr als in Los Angeles und New York City zusammen. Die schönste, abgefuckteste, herzzerreissendste Stadt der Welt.»
Die Wertung
Der Autor
Steve Hamilton, geboren 1961 in Detroit, studierte an der University of Michigan kreatives Schreiben. 1998 veröffentlichte er seinen ersten Roman «A Cold Day in Paradise» (Deutsch: «Ein kalter Tag im Paradies», 2001). Der Auftakt einer Serie um Privatdetektiv Alex McKnight, der in der amerikanisch-kanadischen Grenzregion im Norden des US-Bundesstaats Michigan tätig ist, wurde mit mehreren Preisen ausgezeichnet. Bis 2013 folgten neun weitere McKnight-Romane, auf Deutsch sind die ersten sechs erschienen (bei DuMont). Insgesamt hat Hamilton bisher 14 Romane veröffentlicht. Die ersten 12 hat er in seiner Freizeit, meist in der Nacht, geschrieben, während er einem Fulltime-Job bei IBM nachging, obwohl er als Autor erfolgreich war. Steve Hamilton lebt mit seiner Frau Julia und zwei Kindern im kleinen Ort Cottekill (rund 450 Einwohner) nördlich von New York City im Staat New York.

Steve Hamilton: «Drei Zeugen zu viel» (Original: «Exit Strategy», G. B. Putnam's Sons, New York 2017). Aus dem Englischen von Karin Diemerling. Droemer, München 2018. 334 S., ca. 20 Fr.
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