Protestmarsch von Zürcher Jugendlichen
Hunderte Schülerinnen und Schüler demonstrierten am Mittwochnachmittag in der Zürcher Innenstadt – aufgeschreckt durch Sparmassnahmen im Kanton Luzern.
Es sind zwar deutlich weniger gekommen als erwartet. Jene Zürcher Mittelschülerinnen und -schüler, die am heutigen Mittwochnachmittag vom Bürkliplatz via Limmatquai und Bahnhofstrasse zum Helvetiaplatz gezogen sind, haben aber lauthals und mit viel Gesang auf ihre Anliegen aufmerksam gemacht. 500 waren es schlussendlich, die sich nach Schätzungen der Polizei versammelt haben, um gegen Kürzungen im Bildungswesen zu demonstrieren.
Sie sind dem Aufruf zu einer nationalen Protestaktion gefolgt, die von Luzerner Schülern ausging. Dort sind Lehrer und Schüler in der Vergangenheit bereits mehrmals auf die Strasse gegangen, weil bei ihnen der Rotstift besonders rigoros angesetzt wurde. Heute nun weitete sich der Protest über die Kantonsgrenzen hinweg nach Zürich, Aarau, Basel, Bern und Genf aus. Die Luzerner Schüler konnten die dortigen Schülerverbände für Solidaritätskundgebungen gewinnen.
Start der Demonstration: Rund 500 Schülerinnen und Schüler zogen durch Zürich (Video: Tina Fassbind)
Zu Beginn der Protestaktion in Zürich hielten mehrere Jugendliche auf einer improvisierten Bühne am Rande des Bürkliplatzes Reden zum Thema Bildungsabbau. Ein als Pfarrer verkleideter Schüler «betete» an einem kleinen Grabhügel, in dem ein Kreuz mit der Aufschrift «Bildung» steckte. «Reclaim the schools», forderte eine Schülerin in Anlehnung an die «Reclaim the streets»-Bewegung. «Wir wollen eine demokratische Schule, ein Mitbestimmungsrecht für Schüler.» Immer wieder wird die Forderung laut, musischen Fächern denselben Stellenwert einzuberaumen wie den Naturwissenschaften und den Hauptfächern.
Kurz vor 15 Uhr zogen die Schüler zur Demo los. «Luege! Lose! Laufe! Bildig nöd verchaufe!», skandierten einige. Immer wieder wurden bekannte Lieder gesungen – allerdings mit neuen, zum Bildungsabbau passenden Texten. So stirbt für einmal statt Mani Matters Kater Ferdinand die Bildung. Um 16 Uhr endete der Protestmarsch auf dem Helvetiaplatz mit einer Rap-Einlage. Die Kundgebung verlief friedlich, die Voten, Transparente und Gesänge waren vielseitig und kreativ.
Wütender Rap: Die Schüler fanden kreative Formen für ihren Protest. (Video: Tina Fassbind)
Sparübungen auch in Zürich
Dem Dachverband der Zürcher Schülerorganisationen, der zur Protestaktion in Zürich aufgerufen hat, ging es mit der Aktion in erster Linie um Solidarität mit Luzern und anderen Kantonen, wie dessen Sprecher Timothy Oesch sagte. Aber auch der Zürcher Regierungsrat sieht in den nächsten drei bis vier Jahren Kürzungen vor.
12 Millionen will dieser durchschnittlich an den Volksschulen einsparen, an den Berufsschulen sollen 11 Millionen Franken pro Jahr gekürzt werden. Bei den Zürcher Mittelschulen liegen die geplanten Kürzungen sogar bei 18 Millionen Franken jährlich. Das entspricht in etwa einer Million Franken pro Schule. Unter anderem soll dies mit einer Erhöhung der Pflichtstunden der Deutschlehrer und einer «Optimierung der Klassengrössen» geschehen.
Der Regierungsrat habe den gesetzlichen Auftrag, die Kantonsfinanzen im Lot zuhalten, sagt die Zürcher Bildungsdirektorin Silvia Steiner auf Anfrage. «Deshalb haben wir die Bildungsausgaben eingefroren, einzelne Leistungen überprüft und angepasst.» Sie freut sich zwar, dass sich die Schülerinnen und Schüler für eine starke Schule einsetzen und dass ihnen die Bildung wichtig ist. «Ich fordere die jungen Demonstrierenden aber auch auf, genau hinzuschauen und sich inhaltlich mit der Sache auseinanderzusetzen.» Sie würde «sehr gerne» ein Gespräch mit den jungen Leuten führen. «Auch um allfällige Bedenken auszuräumen. Bisher bin ich aber noch nicht angefragt worden.»
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