Pulkkinen wurde bei den Sprüngen zum Akkordarbeiter
Der Dietliker Eiskunstläufer will sich an den Schweizer Meisterschaften bewähren.
«17 Jahr, blondes Haar»: In seinem Songtext träumte Udo Jürgens definitiv nicht von Tomi Pulkkinen. Passen tut der Beschrieb aber allemal. Das Mitglied des EC Küsnacht, das im Vorjahr bei seiner ersten Teilnahme an nationalen Elite-Titelkämpfen als Zweiter das Podest erklimmen konnte, feierte im August seinen 17. Geburtstag. «Und mein Blondschopf ist das typisch Finnische an mir», sagt Pulkkinen mit kühlem Lächeln.
Erst als der Sohn kurz vor der Einschulung stand, sind seine Eltern in die Schweiz ausgewandert. Nach einem ersten Halt in Bern fand die Familie im Zürcher Unterland eine neue Heimat. Tomi Pulkkinen musste Deutsch lernen - und er lernte auch, «Grüezi» zu sagen. «Für mich war dies neu», erinnert er sich. Denn die Finnen gelten als verschlossene Menschen. Seine Offenheit ist deshalb eine Eigenschaft, die er von den Schweizern adaptiert hat. «Das wird mir jedes Mal bewusst, wenn ich mich mit meinem Papi vergleiche.»
Sprachlich auf der Höhe
Damals bereits mitgebracht hatte er dagegen seine Fähigkeiten als Eiskunstläufer. Auf einer Natureisbahn und an der Hand seines Vaters drehte er als dreijähriger Knirps die ersten Runden. «Als einer von ganz wenigen Jungen bin ich hängen geblieben.» Denn in Finnland gilt das Eishockey als Volkssport Nummer 1. Deshalb wechseln fast alle, kaum beherrschen sie das Schlittschulaufen, das Lager. Obschon Pulkkinen sich für die weniger populäre Sparte entschieden hat, nimmt man in seiner einstigen Heimat Notiz von ihm. Anfang Jahr beim Start an den kontinentalen Elite-Titelkämpfen in der Geburtsstadt Helsinki war das mediale Interesse gross.
Erfolg und Bekanntheitsgrad über die Landesgrenzen hinaus sind es auch, was der dreifache Schweizer Nachwuchsmeister anstrebt. In den Sprachen ist er seiner sportlichen Entwicklung einen Schritt voraus. Nebst finnisch spricht er längst fliessend deutsch und kann sich in Englisch, Französisch sowie Ungarisch unterhalten. Durch die Zusammenarbeit mit seinem neuen Trainer Richard Leroy sei er gezwungen, französisch zu sprechen. «Ungarisch beherrsche ich nicht mehr wirklich, erlernte es aber als Kind über Verwandte meiner Mutter», erklärt er seine vielseitige Begabung. Seine professionell gestaltete Homepage ist in Englisch gehalten. «Der Grund dafür ist ein simpler. Mein Vater kümmert sich darum und spricht eben besser Englisch als Deutsch.»
Durchbruch erst auf einer Ebene
An seiner Karriere arbeitet Pulkkinen noch. Er sei vor einem Jahr unerwartet SM-Zweiter geworden und zur Belohnung an die Elite-EM und Junioren-WM geschickt worden. «Es ging alles sehr schnell», resümiert er. Dazu kam der Druck, der ihm zu schaffen machte. «Leider haftet mir bis heute an, dass ich bei internationalen Vergleichen unbefriedigend abschneide.» Deshalb hofft der 17-Jährige nach drei mässigen Auslandstarts in dieser Saison auf starke und vor allem fehlerlose Vorstellungen an den Landesmeisterschaften ab morgen in Lugano. Und er verspricht sich Aufschluss über zuletzt einschneidende Änderungen. Seit Sommer bereitet er sich im Fernstudium auf die Matura vor, um seinen Stundenplan auf die Eiszeiten ausrichten zu können. «Parallel dazu wechselte ich den Trainer. Es dauerte eine Weile, bis wir uns gefunden hatten», sagt er. Denn Leroy pflegt einen anderen Unterrichtsstil als Vorgängerin Nicole Nardini. So sprang Pulkkinen früher eher wenig, legte stattdessen das Augenmerk auf die Vorübungen vor dem Abspringen. «Heute aber werden von mir in einer 50-minütigen Trainingslektion rund 40 Dreifachsprünge verlangt. Das geht an die Substanz.» Für Tomi Pulkkinen hängen die Trauben an der SM hoch. Foto: Daniel Kellenberger
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