Racheakt oder Unglücksfall?
Vor dem Bezirksgericht Bülach stand ein Franzose, der aus Rache einen Mann überfahren haben soll.
Von Stefan Hohler Bülach/Wallisellen – Am Morgen des 27. Mai 2010 kam es im Musikclub Indigo in Wallisellen zu einem heftigen Streit zwischen zwei Besuchergruppen aus Frankreich und Afrika. Dabei wurden zwei Afrikaner von zwei schwarzen Franzosen umgefahren. Einer wurde lebensgefährlich verletzt, der andere kam mit leichten Verletzungen davon. Gestern musste sich einer der beiden Lenker vor dem Bezirksgericht Bülach verantworten. Der Maschinist, der nahe der Schweizer Grenze wohnt, war damals mit Freunden an ein Konzert nach Wallisellen gereist. Der Grund für den Streit war offenbar eine Grabscherei. Ein Franzose soll der Freundin eines der Afrikaner an den Po gegriffen haben. Der Streit eskalierte, die vier Franzosen verliessen unter dem Schutz der Sicherheitsleute den Club. Dort wurde der Streit weitergeführt. Wie der 31-jährige Beschuldigte aussagte, sei er vom 24-jährigen Nigerianer wiederholt angegriffen und geschlagen worden. Er sei in Panik zu seinem Auto gerannt und davongefahren, habe um sein Leben gefürchtet. Dann habe er einen Zusammenstoss gespürt, aber nichts gesehen. Erst als er in den Rückspiegel schaute, habe er eine Person am Boden liegen sehen. Die sei aber wieder aufgestanden. Er sei daraufhin zu seiner Freundin nach Genf, wo er sich am Abend der Polizei stellte. Staatsanwalt Markus Oertle glaubte diesen Ausführungen nicht. Der Mann sei absichtlich in den Nigerianer gefahren und habe dabei den Tod des Opfers in Kauf genommen. Der Nigerianer wurde durch den Aufprall übers Dach geschleudert. Trotzdem verletzte er sich nur leicht. Oertle verlangt wegen versuchter Tötung eine Freiheitsstrafe von 9 Jahren. Der Franzose habe aus Rache den Nigerianer umgefahren. Zweites Opfer überlebt knapp Als wichtiges Indiz wertet Oertle den Tatbestand, dass beim Streit zwei Männer aus der Afrikanergruppe umgefahren wurden und dass beide Male die Autolenker aus der Franzosengruppe stammten. Denn nach dem Nigerianer wurde kurze Zeit später ein 26-jähriger Kameruner auf dem Parkplatz umgefahren. Der Mann überlebte dank einer Notoperation. Im zweiten Auto sassen die drei Freunde des Beschuldigten. Die Polizei konnte das Auto kurze Zeit später stoppen. Vor Gericht trat auch der Nigerianer auf, begleitet von der Polizei, weil er sich wegen einer anderen Schlägerei in Untersuchungshaft befindet. Er sagte, dass das Auto ohne Licht langsam auf ihn zugefahren sei. Als der Lenker ihn gesehen habe, habe er den Scheinwerfer angezündet und sei mit hohem Tempo gezielt auf ihn losgefahren. Das Opfer gab zu, dass es an diesem Abend sehr aggressiv gewesen sei, weil seine damalige Freundin von einem herumfliegenden Barhocker an den Kopf getroffen worden war. Der Anwalt des Beschuldigten verlangte wegen Verkehrsdelikten eine Maximalstrafe von sechs Monaten. Das Bezirksgericht fällte gestern kein Urteil. Die Urteilseröffnung findet am 1. Juni statt.
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