Rätselhafter Angriff auf Supertanker
Über die Ursache der mysteriösen Explosion an Bord eines japanischen Supertankers in der Nähe von Hormuz vor zwei Tagen wurde viel spekuliert. Die neueste Erklärung scheint am einleuchtendsten.
Die verschiedenen Theorien über die rätselhafte Explosion an Bord des japanischen Tankers «M. Star», bei dem nur eine Person leicht verletzt wurde, waren vorderhand nicht unplausibel. Nachrichtenagenturen sprachen am Mittwoch von einem möglichen Angriff auf den Supertanker.
Angesichts der heiklen Position des Schiffes in der Strasse von Hormuz, dem Nadelöhr in den Persischen Golf, zwischen den Vereinigten Arabischen Emiraten und dem Iran, war ein Angriff grundsätzlich nicht auszuschliessen. Es wurde auch über den Zusammenstoss mit einer Seemine aus der Zeit der verschiedenen Kriege in der Region spekuliert.
War es ein Tsunami?
Gestern reichten einige Medien dann die Theorie herum, dass ein Tsunami verantwortlich sein könnte. Iranische Seismologen hätten zum Zeitpunkt der Explosion ein Erdbeben der Stärke 3,4 auf der Richter-Skala festgestellt. So schreibt etwa das regionale Nachrichtenportal Gulfnews.com, die Küstenwache von Oman habe bestätigt, dass ein solches Beben die Ursache des Zwischenfalls gewesen sei.
Auch gehe der Hafenkapitän von Fujairah, wo der Tanker gestern zur Repatur einlief, von einem Tsunami aus. Zu dieser Erklärung meinte aber die Sprecherin der japanischen Reederei Mitsui, der das Schiff gehört, die See sei ruhig gewesen. Eine Welle habe niemand gesehen. Solche Freak-Wellen liessen zudem Schiffe kentern und verusachten nicht Explosionen.
Es kommt eigentlich nur eine Kollision in Frage
Wie der «Spiegel» auf seiner Webseite heute schreibt, ist für Havarie-Experten die Sache im Prinzip klar. Der Tanker sei in eine Kollision verwickelt gewesen. Das Heck sei auf der Steuerbordseite eingedrückt worden. Es sei eine quadratische Delle sichtbar, die zum Zentrum hin tiefer werde. Auf der vielbefahrenen Strasse von Hormuz könne so etwas vorkommen. Nur: Der Kapitän habe kein anderes Schiff gesehen. Mit wem hätte der Tanker also kollidieren sollen?
Im Hafen von Fujairah hätten jetzt Fachleute die «M. Star» genau unter die Lupe genommen und den Schaden begutachtet. Der rätselhafte Knall habe zwar eine riesige Delle hinterlassen, Spuren einer Explosion seien jedoch nicht zu finden. Es sei also ganz eindeutig eine Kollision gewesen. Da niemand den sogenannten Unfallgegner gesehen habe, komme eigentlich nur ein Bootstyp in Frage: ein U-Boot. Auf Anfrage beteuerte jedoch ein Sprecher der 5. Flotte der US-Marine, die in Bahrain stationiert sei, dass sie es nicht gewesen seien. Ihre Schiffe seien nicht einmal in der Nähe gewesen.
Die Delle durch einen stumpfen Gegenstand verursacht
Für den «Spiegel» ist die U-Boot-Theorie die bis anhin plausibelste. Die Besatzung eines U-Boots «sehe» nach vorne nichts. Beim schnellen Auftauchen hätte der Bug so weit aus dem Wasser ragen können, dass das U-Boot den Tanker über der Wasserlinie gerammt hätte.
So sehe auch die Delle am Heck der «M. Star» aus – als wäre ein stumpfer Gegenstand dagegen geknallt, und nicht der scharfe Bug eines anderen Schiffs. Vermutlich schwimme jetzt irgendwo in den Gewässern vor Oman ein U-Boot mit einer schwer verbeulten Schnauze umher.
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