Rap in seiner Vollendung
Der deutsche Rapper Dendemann durchquert mit seinen Versen endlich wieder die Wirklichkeit.

Wer in den letzten Jahren Hip-Hop gehört hat, könnte glatt vergessen haben, dass es so was wie Reimschemata überhaupt gibt. Es geht nur noch um Klang, um Satzfetzen, um Wörter. Ziemlich aus dem Affekt erscheint das alles. Die clevere Denke wird – oft bewusst – ausgeblendet. Man lässt sich lieber schlicht und einfach vom Vibe leiten, bietet melodischen, sinnentleerten Eskapismus. So werden am Laufmeter Songs geboren, die so ähnlich wie «Gucci Gang» von Lil Pump klingen.
Doch es gibt einen tapferen Gallier, der sich dagegenstemmt. Einen, dessen Reime auch nach Dekaden noch nachhallen: Daniel Larusso (44), besser bekannt als Dendemann. «Ein Grund, warum an der Waterkant die Beats fetter waren/Euer Sound hängt am Vaterland wie Kriegsveteranen!», rappte er 1999 auf dem Stück «Wort drauf» seiner ehemaligen Gruppe Eins, Zwo. Ein Reimgebilde, das auch heute noch State of the Art ist.
Wenn er, wie jetzt gerade geschehen, alle paar Schaltjahre ein Album veröffentlicht, ist das wie ein Stromstoss für alle Berufskollegen. Eine Ermahnung: Mit ein bisschen – alias massivem – zeitlichem Einsatz und etwas Grips ginge es doch auch so.
Zeitgemässe Rhythmen
Auf «da nich für!», seinem erst dritten Soloalbum, löst der ehemalige Sidekick von Jan Böhmermann auch die Soundproblematik, die seinen Stücken oft anhaftete: Das Produzentenduo The Krauts (Seeed, Marteria) übernahm die Gesamtverantwortung und zimmerte ihm zeitgemässe, aber doch nicht zu zeitlich verhaftete Rhythmusgerüste. In dieser Konstellation wird ein Song wie «Wo ich wech bin», in dem der Wahlhamburger gedanklich noch einmal ins Sauerland zurückkehrt und mit wenigen Zeilen die Provinz haargenau vermisst, zum Grossereignis.
Der Beat besteht bloss aus einem Knistern, einem lauernden Basslauf und zwei Akkorden auf dem Rhodes. Den Rest erledigen die Buchstaben und ihr Übermittler. Und auch beim zehnten Mal entdeckt man neue Wort- und Reimschöpfungen.
Fr 15.2. — 20 Uhr Dynamo Wasserwerkstr. 21 Eintritt 48 Franken Ausverkauftwww.dynamo.ch Dendemann tritt am Fr 15.3., auch am M4Music auf
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