Rasant, charmant und amüsant
Krimi der Woche: «So schön wie tot» vom Zürcher Peter Haffner ist eine vergnügliche Hommage an den klassischen Privatdetektivroman.

Der erste Satz
Larry B. Hardy hatte die Arme hinter dem Kopf verschränkt und die Füsse auf dem Schreibtisch, als es klingelte.
Das Buch
Ein Privatdetektiv in seinem Büro, die Füsse auf dem Tisch. Durch die Tür mit der Milchglasscheibe tritt eine schöne, junge Frau, die Hilfe sucht. Sie erweist sich rasch als «charmant wie eine frisch geschlüpfte Kobra». So ein Einstieg lässt befürchten, dass der Zürcher Autor Peter Haffner mit seinem Krimi «So schön wie tot» den klassischen Hardboiled-Privatdetektivroman zu parodieren versucht. Die Befürchtung erweist sich rasch als falsch. Zum Glück, denn Parodien funktionieren selten über die Länge eines Romans.
Die Geschichte um Larry B. Hardy, Amerikaner, Privatdetektiv in Berlin, ist eine liebevolle Hommage an die klassischen Krimis von Meistern wie Dashiell Hammett und Raymond Chandler. Aber Haffners Roman spielt in der heutigen Zeit, und so hat Hardy einen kleinen Sohn, dessen Mutter Silke sich jedoch von ihm getrennt hat. Silke ist Kommissarin bei der Berliner Polizei, was immer noch nützlich sein kann, auch wenn Hardy das Bett derzeit mit der französischen Feinschmeckerin Francine teilt. Im Büro wird Hardy durch Oksana unterstützt; die Ukrainerin, die eigentlich Pathologin ist, hat für jede Lebenslage ein ukrainisches Sprichwort auf Lager.
Maddie McCullen ist zwar nicht direkt die Femme fatale, wie sie einem Philip Marlowe den Kopf verdrehte, aber eine moderne Version davon. Sie engagiert Hardy, weil ihr Vater, ein in Berlin lebender amerikanischer Bestsellerautor, verschwunden ist und sich länger als üblich nicht mehr gemeldet hat. Doch dann wird Maddies Mutter ermordet, und Tommy, ein junger Mann, der Judas für den wahren Heiligen hält, drängt Maddie zur Heirat. Gleichzeitig wird Hardy von Lew und Leonid bedroht, zwei Russen, die mit Zitaten von Dichtern wie Puschkin und Tschechow ebenso gut umgehen können wie mit Folterwerkzeugen. Sie sind an den Geheimnissen eines Verschlüsselungstechnik-Start-ups interessiert, für das Hardy gearbeitet hat.
Der Zürcher Peter Haffner ist vor allem als Journalist und Autor literarischer Reportagen bekannt; vor bald 20 Jahren hat er, unter einem Pseudonym, schon einmal einen Krimi publiziert. Für seinen neuen Krimi hat er einen originellen und ordentlich verwickelten Plot entwickelt, der immer wieder unerwartete Wendungen nimmt und die ebenso rasante wie charmante Geschichte leidlich spannend hält. Für die witzige Würze sorgen ironische Seitenhiebe, etwa gegen den deutschen Mülltrennungswahn, und amüsante Vergleiche ganz im Stile Chandlers: «Pastor Robert stand auf der Kanzel und hielt eine Predigt, die ausgereicht hätte, einen ganzen Wagenpark zu ölen.»
Die Wertung
Der Autor
Peter Haffner, geboren 1953 in Zürich, studierte Philosophie und Geschichte an der Universität Zürich. Er war als freier Journalist für verschiedene Zeitungen und Zeitschriften tätig; von 1991 bis 2002 war er Redaktor beim Magazin «NZZ Folio», später USA-Korrespondent von «Das Magazin». Für seine literarischen Reportagen wurde er mehrfach ausgezeichnet, darunter 1994 mit dem Egon-Erwin-Kisch-Preis. Er veröffentlichte mehrere Bücher mit Reportagen, darunter «Grenzfälle. Zwischen Polen und Deutschen» (1994) in der von Hans Magnus Enzensberger herausgegebenen Anderen Bibliothek. Im Jahr 2000 veröffentlichte er unter dem Pseudonym Louis P. Laskey den Krimi «Herz auf Eis» (Haffmans-Verlag). Peter Haffner lebt heute als freier Autor in Berlin und Zürich.

Peter Haffner: «So schön wie tot». Nagel & Kimche, Zürich, 2018. 304 S., ca. 30 Fr.
Buchvernissage: Mi 7.3., 20 Uhr, Kosmos Klub, Langstrasse 104, Zürich
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