Rebellen starten Offensive in Aleppo – IKRK fehlen Medikamente
Trotz anhaltender Kämpfe haben in Syrien nach dem Freitagsgebet Zehntausende gegen das Regime demonstriert. Das IKRK spricht von einem «Wettlauf gegen die Zeit».
Syrische Rebellen haben eine Offensive in der Region um Aleppo gestartet, der grössten Stadt des Landes. Angeführt werde der Vorstoss von einer Brigade, die aus ehemaligen, desertierten Soldaten bestehe, hiess es aus Kreisen der Opposition. Die Offensive würde bedeuten, dass die syrischen Streitkräfte mit ihrem Versuch gescheitert sind, die Rebellen auch mit Luftangriffen aus ihren Stellungen in der Region zu vertreiben.
Der erste Angriff auf Aleppo begann um kurz nach Mitternacht, wie ein Oppositioneller, Mohammed Said, aus der Stadt berichtete. Die «Brigade Freier Syrer» habe dabei mehrere Stellungen der Sicherheitskräfte mit Panzern, Raketenwerfern und Maschinengewehren angegriffen, auch Flugplätze der Luftwaffe in der Provinz Aleppo seien attackiert worden, berichtete er über Skype.
Die in Grossbritannien ansässige Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte berichtete, es seien mehrere Regierungssoldaten getötet und verletzt worden. Die staatliche Nachrichtenagentur Sana meldete, mehrere Rebellen seien getötet und verwundet worden.
Im vergangenen Monat konnten die Rebellen Teile der Wirtschaftsmetropole im Norden des Landes unter ihre Kontrolle bringen. Seitdem versuchen die Regierungstruppen sie zurückzuerobern.
Freitagsdemonstrationen
Ungeachtet der Kämpfe sind wieder zehntausende Menschen gegen die Staatsführung um Präsident Bashar al-Assad auf die Strasse gegangen. Die seit 17 Monaten anhaltenden Demonstrationen waren diesmal Daraja gewidmet, einem Vorort von Damaskus, wo nach einer Armeeoffensive hunderte Leichen gefunden worden waren.
UNO-Generalsekretär Ban Ki-moon forderte derweil die syrische Regierung auf, den Einsatz schwerer Waffen zu stoppen. Ban sagte nach einem Treffen mit dem syrischen Regierungschef Wael al-Halki und Aussenminister Walid al-Muallim in Teheran, alle Konfliktparteien müssten «jede Form von Gewalt beenden».
Die Hauptverantwortung liege dabei jedoch bei der syrischen Regierung, die den Einsatz schwerer Waffen stoppen müsse, sagte Ban auf einer vom englischsprachigen iranischen Sender Press-TV übertragenen Pressekonferenz.
Noch kein Flüchtlingsstrom nach Europa
Das UNO-Hochkommissariat für Flüchtlinge (UNHCR) hat bisher noch keinen Zustrom syrischer Flüchtlinge aus Syriens Nachbarländern in Richtung Europa festgestellt.
Während rund 229'000 Syrier in die Türkei, nach Jordanien, in den Libanon oder in den Irak geflüchtet seien, bleibe ausserhalb der Region der Anstieg von Gesuchen gering, sagte UNHCR-Sprecher Adrian Edwards in Genf.
Am meisten Asylgesuche syrischer Flüchtlinge in Europa verzeichnet zurzeit Schweden: seit Januar waren es 2911. Die Schweiz zählte im ersten Halbjahr 548 Gesuche, Frankreich von Januar bis Juli 255.
IKRK: Wettlauf gegen die Zeit
Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) bezeichnete in Genf die Arbeit im zunehmend zerstörten Syrien als Wettlauf gegen die Zeit. Zehntausende Menschen seien in den letzten Wochen durch die Kämpfe vertrieben worden. Die meisten von ihnen seien komplett abhängig von humanitärer Hilfe.
Es fehle in manchen Kampfgebieten an Medikamenten und Pflege, sagte die Chefin der IKRK-Delegation in Syrien, Marianne Gasser. Seit Juli konzentriert das IKRK seine Hilfe auf Damaskus und Umgebung. In den letzten zwei Wochen war es nicht möglich, ausserhalb der Hauptstadt Hilfe zu leisten.
Dennoch konnte konnte das IKRK seit Mitte Juli 180'000 Menschen unterstützen und seit Anfang Jahr über 800'000, die meisten davon Vertriebene.
2,5 Millionen in Not
«Wenn die Kämpfe weitergehen, wird die Zahl der Flüchtlinge unsere Möglichkeiten überschreiten», warnte der stellvertretende UNO-Generalsekretär Jan Eliasson im UNO-Sicherheitsrat in New York.
«Inzwischen brauchen schon 2,5 Millionen Menschen in Syrien unsere humanitäre Hilfe. Damit hat sich die Zahl seit März verdoppelt.»
sda/AFP/mw
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