Rebellen wollen Bani Walid eine Woche lang belagern
Der Übergangsrat in Libyen will die belagerte Ghadhafi-Hochburg Bani Walid vorerst nicht stürmen lassen. In der Wüstenstadt halten sich offenbar 200 schwer bewaffnete Ghadhafi-Kämpfer auf.
Für alle noch verbliebenen Enklaven von Ex-Diktator Ghadhafi gilt eine bis zum 10. September gesetzte Frist für eine Übergabe. Dies sagte der Chef Übergangsrates, Mustafa Abdul Dschalil, dem britischen Sender BBC in Benghazi. Die Aufständischen hatten heute vor Bani Walid hunderte Kämpfer zusammengezogen.
Zuvor waren offizielle Verhandlungen zwischen den Rebellen sowie Stammesältesten und Anhängern Ghadhafis ohne Ergebnis abgebrochen worden. Daraufhin hatten Kommandanten der Rebellen dem arabischen Fernsehsender al-Jazeera gesagt, dass der Countdown für die Erstürmung der Stadt begonnen habe.
Gespannte Ruhe in Bani Walid
Bani Walid liegt rund 150 Kilometer südöstlich der Hauptstadt Tripolis. Bis zum Montagmittag herrschte im dem Aufmarschgebiet bei Tarhuna nur gespannte Ruhe.
Der Übergangsrat hatte Mitte vergangener Woche den letzten Ghadhafi-Hochburgen eine Frist bis zum kommenden Samstag gesetzt, um sich der neuen Macht im Lande zu ergeben. Neben Bani Walid betrifft das auch die Küstenstadt Sirte, den Geburtsort Gaddafis, die südliche Wüstenstadt Sebha sowie mehrere Städte zwischen Sirte und Sebha.
Friedliche Lösung verhindert
In Bani Walid sollen die Ghadhafi-Söhne Saif al-Islam und Mutassim eine friedliche Lösung verhindert haben, ehe sie vor ein paar Tagen abgezogen seien, berichtete die BBC unter Berufung auf den Übergangsrat in Benghazi.
Nach unbestätigten Meldungen soll sich noch der ehemalige Ghadhafi- Sprecher Ibrahim Mussa in der Wüstenstadt aufhalten und eine Kapitulation blockieren. Ein BBC-Reporter schätzte die Zahl der gut bewaffneten Ghadhafi-Getreuen, die sich nicht ergeben wollen, auf bis zu 200.
London und Washington sollen sich entschuldigen
Wegen der mutmasslichen Verwicklung der Geheimdienste beider Länder in seine frühere Festnahme hat der Chef der Truppen der neuen libyschen Führung in Tripolis, Abdelhakim Belhadsch, eine Entschuldigung von den USA und Grossbritannien gefordert.
«Was mir passiert ist, war illegal und verdient eine Entschuldigung», sagte Belhadsch der BBC. Er war 2004 offenbar mit Hilfe beider Länder gefasst und nach Libyen gebracht worden. Wie aus libyschen Geheimdienstunterlagen hervorgeht, die von der Nachrichtenagentur AFP eingesehen werden konnten, stand der Einsatz zur Festnahme Belhadschs unter britischer Führung.
«Das ist das Wenigste, was wir für euch tun können», schrieb ein britischer Vertreter demnach an den damaligen Spionagechef der langjährigen Führung von Muammar al-Ghadhafi. Ausgeführt worden sein soll die Festnahme in Bangkok 2004 von Mitarbeitern des US-Geheimdienstes CIA.
Er habe nicht schlafen dürfen
Nach seiner Übergabe an die Gaddafi-Führung sass der Oppositionelle - damals auch islamistischer Kämpfer – sieben Jahre lang in Haft. Dort wurde er nach eigenen Angaben misshandelt. «Man hat mir etwas injiziert, mit an den Armen und Beinen an eine Wand gehängt und mich in einen von Eis umgebenen Container gesteckt», sagte Belhadsch der Zeitung «The Guardian». Er habe nicht schlafen dürfen und sei Lärm ausgesetzt gewesen. «Ich wurde regelmässig gefoltert.»
Im berüchtigten Abu-Selim-Gefängnis in Tripolis wurde Belhadsch nach eigenen Angaben auch von britischen Geheimdienstmitarbeitern befragt. «Ich bin verblüfft, dass die Briten in eine sehr schmerzhafte Periode meines Lebens verstrickt waren», sagte er dem «Guardian». Im Zusammenhang mit den Vorwürfen erwäge er Klagen gegen beide Länder. Trotz allem werde die neue Führung Libyens mit den USA und Grossbritannien aber künftig «geregelte Beziehungen» führen.
Ghadhafi und die CIA
Am Wochenende war bekanntgeworden, dass der US-Geheimdienst CIA sowie die britischen Behörden offenbar eng mit der Ghadhafi-Führung zusammengearbeitet haben. Medienberichte stützten sich dabei auf libysche Geheimdienstunterlagen, die von der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) in Tripolis sichergestellt worden waren.
Eine vom britischen Regierungschef David Cameron geschaffene Kommission zur Untersuchung einer möglichen Mitschuld der Geheimdienste an der Folter von Terrorverdächtigen kündigte am Montag an, auch die neuen Vorwürfe aus Libyen zu prüfen.
SDA/pbe
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