Rebellenführer streiten um Vormacht
In Zentralafrika will Rebellenchef Michel Djotodia während bis zu drei Jahren als Übergangspräsident regieren. Einer seiner bisherigen Verbündeten droht ihm nun aber mit einem Angriff.
Nach dem gewaltsamen Umsturz in der Zentralafrikanischen Republik streiten verschiedene Rebellengruppen des Bündnisses Seleka um die Übernahme der Regierungsmacht. Einer der Rebellenführer, Michel Djotodia, sagte dem französischen Rundfunksender RFI: «Ich kann mich in diesem Moment als Staatsoberhaupt betrachten». Ein anderer zu Seleka gehörender Rebellenführer, Nelson N'Jadder von der ebenfalls zu Seleka gehörenden Gruppe Revolution für Demokratie, sagte hingegen in Paris, seine Kämpfer wollten Djotodia nicht anerkennen.
Er verfüge über genügend Kämpfer, um Djotodia anzugreifen, sagte N'Jadder der Nachrichtenagentur AP. «Wir haben vereinbart, dass wir nach Bangui vorstossen, um (den bisherigen Präsidenten François) Bozizé zu verhaften und dass wir dann eine Übergangszeit von 18 Monaten ausrufen.» N'Jadder kündigte an, dass er am Mittwoch nach Bangui fliegen werde. Den Leuten von Djotodia warf er vor, Häuser in Bangui geplündert zu haben, darunter auch von französischen Staatsbürgern. Dafür habe er sich beim französischen Botschafter in Bangui entschuldigt. «Wir sind gekommen, um die Menschen zu befreien, nicht um sie zu bestehlen», sagte N'Jadder.
Unterstützung aus dem Ausland?
Das schnelle Tempo des Vormarschs der Rebellen hat Vermutungen Auftrieb gegeben, dass ihre Offensive von Nachbarländern wie Tschad, Sudan oder Gabun unterstützt worden sein könnte. Djotodia wies dies zurück: «Uns hat nur die Armut angetrieben, zu den Waffen zu greifen, das ist alles.»
Die Rebellen brachen auch durch Stellungen einer südafrikanischen Einheit, die zur Unterstützung der Regierungstruppen in der Zentralafrikanischen Republik stationiert wurde. Dabei wurden 13 südafrikanische Soldaten getötet und 27 verletzt, wie der südafrikanische Präsident Jacob Zuma am Montag mitteilte.
Ban verurteilt Umsturz
UNO-Generalsekretär Ban Ki-moon verurteilte den Umsturz. Die verfassungsmässige Ordnung müsse schnell wieder hergestellt werden, sagte UNO-Sprecher Martin Nesirky. Ban rief zur Ruhe auf und betonte, die im Januar zwischen Bozizé und den Rebellen geschlossenen Vereinbarungen seien weiterhin «der verlässlichste Rahmen für einen dauerhaften Frieden und Stabilität in dem Land».
Der Umsturz könnte auch die Fahndung nach dem flüchtigen Milizenführer Joseph Kony beeinflussen. Bozizé hat die Suche nach dem Kommandeur der Rebellengruppe Lord's Resistance Army (LRA) aus Uganda unterstützt und dafür ausländische Soldaten und Militärberater ins Land gelassen, darunter auch aus den USA. Der ugandische Brigadegeneral Dick Olum sagte, er sei besorgt über frühere Erklärungen der Seleka-Rebellen , dass alle ausländischen Truppen das Land verlassen müssten. Gegen die LRA sind zurzeit etwa 3350 Soldaten mehrerer afrikanischer Staaten im Einsatz, zumeist in Südsudan und der Zentralafrikanischen Republik.
Freie Wahlen angekündigt
Innerhalb von drei Jahren will Djotodia nach eigenen Angaben demokratische Wahlen abhalten. Der Anwalt und Menschenrechtler Nicolas Tiangaye soll Premierminister bleiben. Der 56 Jahre alte ehemalige Oppositionspolitiker war nach Friedensgesprächen mit der Regierung Mitte Januar von den Rebellen für das Amt bestimmt worden.
Regierungskritische Séléka-Rebellen hatten am Wochenende die Hauptstadt Bangui und den Präsidentenpalast eingenommen. Der arabische Sender al-Jazeera berichtete von schweren Plünderungen in der gesamten Stadt.
«Die Situation ist äusserst prekär. Die meisten Bewohner sind in ihren Häusern, weil fast alles geplündert wurde», zitierte der Sender eine UNO-Mitarbeiterin vor Ort.
sda/AP/mw
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