Rechtsextreme rekrutieren Nachwuchs in Sportvereinen
Ein deutscher Soziologe warnt davor, dass die Ultra-Rechte Sportklubs unterwandern und dort Trainer und Funktionäre einschleusen würden. Die meisten Vereine spielten dieses Problem herunter, kritisiert er.

Der Soziologe Gunter Pilz hält die rechtsextreme Unterwanderung von Sportvereinen für ein drängendes Problem. Immer weniger Menschen seien bereit, sich ehrenamtlich zu engagieren, sagte der Fan-Forscher im Interview mit der Nachrichtenagentur dapd in Berlin. Rechtsextreme nutzten diese Lücke systematisch aus: Sie schleusen sich laut Pilz als Trainer oder Funktionäre in Sportclubs ein, organisieren Freizeitangebote für Jugendliche oder gründen eigene Vereine. Der Rechtsextremismus versuche Fuss zu fassen und sei längst in der Mitte der Gesellschaft angekommen.
«Das ist kein Ost-Problem», betonte Pilz. Die Entwicklungen seien in den alten Bundesländern ebenso zu beobachten, wenn auch versteckter. Durch die grosse Aufmerksamkeit für den Fussball sei das Problem hier am meisten präsent. Betroffen seien aber auch viele andere Sportarten - etwa Schwimmen, Leichtathletik, Kampfsport, Turnen oder Schiessen. Bislang stelle sich allein der Fussball seiner Verantwortung, beklagte der Sportwissenschaftler von der Universität Hannover. Anderswo werde das Thema oftmals «verdrängt» oder «heruntergespielt».
Deutschland plant Initiative gegen Rechtsextremismus im Sport
Vertreter aus Politik und Sport wollen am Dienstag in Berlin eine gemeinsame Initiative gegen Rechtsextremismus vorstellen. Beteiligt sind neben Sportverbänden unter anderem Innenminister Thomas de Maizière und Familienministerin Kristina Schröder (beide CDU).
Pilz mahnte, das Engagement dürfe keine «Eintagsfliege» bleiben. Wichtig sei, die Sportvereine zu sensibilisieren, zu Wachsamkeit aufzurufen und ihnen Hilfen an die Hand zu geben. Die Vereine seien mitunter überfordert und hätten schon genug zu tun, ihren Sportbetrieb am Laufen zu halten. Nötig seien dauerhafte Netzwerke und Anlaufstellen für Vereine.
Auch ein «gesundes Misstrauen» helfe weiter, sagte Pilz. Der Sport werde immer so dargestellt, «als liefen dort nur Gutmenschen herum». Normale Sensoren und Warnsysteme funktionierten deshalb nicht. Das mache es Rechtsextremen umso leichter, dort ihre Botschaften zu verbreiten.
dapd/miw
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