ZoomRecycling, aber dreckig
In Bangladesh möbeln Arbeiter ausrangierte Schiffe auf. Die deutsche Fotografin Swinde Wiederhold gibt Einblick in eine unwürdige Arbeitswelt.

Wie fühlt sich das Fegefeuer wohl an? Swinde Wiederholds Bilder geben eine Ahnung davon. Da brodelt flüssiges Metall in groben Behältern, es raucht und dampft, Unrat überall, und ein schmutziggrauer Film von Rost und Öl legt sich auf die Szenerie. Im Hintergrund schieben sich ausrangierte Schiffe wie gestrandete Wale ins Bild.




Der Ort ist Dhaka, Bangladesh. Am Buriganga, dem «Alten Ganges», hat die 1988 in Essen geborene Fotografin einen Wirtschaftszweig dokumentiert, der erst in den letzten zehn Jahren aufgeblüht ist. Etwas weiter südöstlich, in Chittagong, hatte man sich schon seit Ende der 1960er-Jahre darauf spezialisiert, die ausgedienten Schiffsriesen aller Weltmeere abzuwracken.
In Dhaka indes hat sich eine Art Recycling-Branche etabliert. Mehr als 30 Werften möbeln kleinere und mittelgrosse Schiffe auf – um sie danach wieder zu verkaufen, auch nach Europa. Planken werden ausgetauscht, Rümpfe frisch gestrichen, Schiffsschrauben aus Altmetall neu gegossen. Kräne oder schweres Gerät stehen dabei nicht zur Verfügung; was es aber zur Genüge gibt, sind menschliche Arbeitskräfte – oft auch solche, die eigentlich besser zur Schule gehen würden.




Ohne richtige Schuhe laufen die Arbeiter über den von Metallsplittern übersäten Boden, ohne Schutzbrillen wird geschliffen und gehämmert. Ein paar Euro verdienen sie hier pro Tag – gerade genug, um zu überleben. Für die Werftbesitzer ist das ein gutes Geschäft; für die Abnehmer der günstig geflickten Schiffe ebenfalls.
Swinde Wiederhold, die viele ihrer fotografischen Arbeiten von langen Reisen mit dem Velo mitbringt, führt in ihrer Serie Ausbeutung und prekärste Arbeitsverhältnisse ebenso vor Augen wie Umweltverschmutzung und die bitteren Auswüchse weltweiter Ungleichheit. Gleichzeitig, und das macht die Faszination dieser Fotografien aus, zeigt Wiederhold Menschen, die zwar einer unwürdigen Arbeit nachgehen – aber dies mit Würde tun.




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