Regierung erobert Kunduz mit ausländischer Hilfe zurück
Spezialkräfte der afghanischen Regierung haben Kunduz wieder unter Kontrolle gebracht. Nach heftigen Kämpfen haben sie das Stadtzentrum zurückerobert. Die Taliban widersprechen.
Die afghanische Armee hat nach Angaben von Regierungsvertretern die Stadt Kunduz von den radikalislamischen Taliban zurückerobert. Die nordafghanische Provinzhauptstadt sei bei einem «Spezialeinsatz» in der Nacht befreit worden, erklärte Vize-Innenminister Ajub Salangi. Bewohner von Kunduz berichteten, in einigen Stadtteilen werde noch gekämpft. Der Fall von Kunduz am Montag hatte ein Schlaglicht auf die instabile Sicherheitslage in Afghanistan geworfen. «Spezialkräfte kontrollieren jetzt die Stadt Kunduz», schrieb der Sprecher des afghanischen Innenministeriums, Sedik Sedikki, im Kurznachrichtendienst Twitter. Die Taliban hätten bei den heftigen nächtlichen Kämpfen «schwere Verluste erlitten». Nun werde Kunduz von «Terroristen gereinigt», schrieb der Sprecher.
Mehrere Bewohner der Stadt sagten der Nachrichtenagentur AFP, in der Nacht habe es Bombardements gegeben. Im Zentrum der Stadt seien nun afghanische Soldaten zu sehen. Auf den Strassen lägen Leichen von Taliban-Kämpfern. Afghanische Soldaten hätten die Taliban-Flagge durch die offizielle afghanische Flagge ersetzt. In manchen Teilen der Stadt werde allerdings noch gekämpft, berichteten die Bewohner.
Anders klingt es bei der Terror-Organisation: Die radikalislamischen Taliban-Kämpfer haben die nordafghanische Stadt Kunduz eigenen Angaben zufolge nach wie vor unter ihrer Kontrolle. Die Taliban-Fahne wehe weiter über der Stadt, teilte der Sprecher der Aufständischen, Sabihullah Mudschahid, am Donnerstag auf Twitter mit. Das Leben in Kunduz bezeichnete er als «normal».
Unterstützung von der Nato
Die radikalislamischen Taliban hatten Kunduz am Montag mit etwa 2000 Kämpfern eingenommen, dabei stiessen sie kaum auf Gegenwehr. Am folgenden Tag startete die Armee eine Gegenoffensive. Am Mittwoch bekam sie Unterstützung von der Nato. Spezialkräfte trafen nach Angaben des westlichen Militärbündnisses in Kunduz ein, um die Regierungstruppen zu beraten. Eigene Verstärkung für die afghanische Armee traf nur langsam in Kunduz ein. Die Taliban hätten Landminen und Sprengfallen um Kunduz versteckt, sagte ein Vertreter der Sicherheitskräfte zur Begründung.
Nach Angaben von Sicherheitsvertretern hatten die Taliban Kunduz während des muslimischen Opferfests Eid al-Adha langsam infiltriert und dann einen Überraschungsangriff von innen heraus gestartet. So hätten die Taliban Kunduz am Montag binnen weniger Stunden einnehmen können. Die Offensive der Islamisten hatte nach UN-Angaben bis zu 6000 Zivilisten in die Flucht getrieben.
Erstarken der islamistischen Aufständischen
Die Taliban hatten bei ihrem Einfall in Kunduz hunderte Häftlinge befreit, Regierungs- und Mediengebäude in Brand gesetzt und ihre Flaggen gehisst. Sie erbeuteten Panzer und andere Fahrzeuge, riefen «Allahu Akbar» und erklärten die Einführung des islamischen Scharia-Rechts, wie in Videoaufnahmen zu sehen war. Die Einnahme von Kunduz war der erste derartige Erfolg der Taliban seit ihrer Entmachtung im Jahr 2001.
Dieser militärische Erfolg der Taliban in Kunduz sowie in benachbarten Provinzen machte das Erstarken der islamistischen Aufständischen im Norden Afghanistans deutlich. Es verstärkte die Zweifel an der Fähigkeit der Armee und der Polizei des Landes, selbst für Sicherheit zu sorgen. Auch das Vorhaben der USA, nächstes Jahr fast alle ihre verbliebenen Soldaten aus Afghanistan abzuziehen, wurde erneut in Zweifel gezogen.
Kunduz ist eine der grössten und wohlhabendsten Städte Afghanistans. Die Region gilt als sehr fruchtbar und damit als Kornkammer Afghanistans. Auch werden dort zahlreiche Rohstoffe gewonnen. Zu Beginn ihrer Frühjahrsoffensive im April versuchten die Taliban erstmals, die Stadt an sich zu reissen.
AFP/chk/bru
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