In der Trommel auf den Berg
Auf den Stoos SZ kommt man ab dem 17. Dezember noch schneller. Dank der neuen Standseilbahn – der steilsten der Welt.

Von Luzern, Zug oder Zürich aus ist es ein Katzensprung zur Talstation der neuen Standseilbahn, die zum Stoos führt. Sie liegt sieben Kilometer hinter Schwyz. Nur schon ein Blick aufs Bahntrassee und die Tunnelportale zeigt, was angesagt ist: 110 Prozent Steigung.
Das ist steiler als die spektakuläre Gelmerbahn am Grimsel, in der man die Fahrt im offenen Wagen geniesst. Die neue Bahn am Stoos, die am 17. Dezember ihre Jungfernfahrt hat, wird ein atemberaubendes Hightech-Erlebnis bieten. Sie ist aber nicht nur für den Tourismus da, sie erschliesst das Dorf Stoos mit seinen 150 Einwohnern. Einige von ihnen fahren täglich hinab ins Muotatal oder nach Schwyz – die Erwachsenen zur Arbeit, die Kinder der höheren Klassen zur Schule.
Für sie alle, aber auch für die auswärtigen Gäste, wird die Fahrt ein besonderes Erlebnis: In der neuen Bahn steht man immer auf einer waagrechten Bodenfläche, egal, wie steil die Gleise am Berg verlaufen. Die Fahrgäste sind in Kabinen in der Form von Trommeln unterwegs. Diese passen sich der Steigung an und gleichen permanent das Niveau des Bahntrassees aus.
Fahrt dauert nur drei Minuten
Einen Erfinder für das System und die futuristisch aussehenden Wagen gibt es allerdings nicht, wie Ivan Steiner, Geschäftsführer von Stoos-Muotatal-Tourismus und Marketingleiter der Stoosbahnen sagt. «Es waren Ingenieure der Seilbahnfirma Garaventa, die eine technische Lösung gesucht und die überraschende Form entwickelt haben.»
Die Fahrt hinauf ins Skigebiet dauert nur noch drei Minuten. Die Skilifte befinden sich nun gleich neben der Bergstation. Die neuen Anlagen erleichtern zudem das Queren zwischen den Talstationen der beiden Skigebiete am Fronalpstock und am Klingenstock. Und nach zwei Fahrten auf Sesselbahnen geniesst man schon die Aussicht auf dem Fronalpstock auf 1922 m ü. M.
Von einer Aussichtsplattform mit Fotospot ist der Blick besonders eindrücklich: 1500 Meter weiter unten schillert der Vierwaldstättersee. Der Blick geht zum Rütli, erfasst den Chaiserstock, den Urirotstock, den Bürgenstock und nicht weniger als zehn Seen. Auf der Terrasse des Bergrestaurants kann man sich in Liegestühlen ausruhen.
Schneeschuhwanderer, Schlittler, Tourenfahrer
Doch eigentlich lockt der Schnee: Über rote Pisten gleitet man durch das enge Felsentörli, wo alle Fahrer gut aufeinander aufpassen, zur Mittelstation Mettlen hinunter. Die Schlittler und Airboarder haben auf rassigen Pisten daneben ihr Gaudi. Auch für Schneeschuhwanderer ist ein eigener Weg gesteckt, und die Skitourenfahrer legen ihre separate Spur. All das sorgt für Sicherheit.
Das Schild Alpwirtschaft Laui am Pistenrand weist auf ein Unikum im Skitourismus hin. Wer bei Bernadette und Wisel Fassbind einkehren will, muss 300 Meter zur Hütte stapfen. Und obwohl – oder gerade weil – die Laui so abgelegen ist, sind hier immer viele Leute anzutreffen. Sie geniessen den Blick von der Sonnenterrasse auf stille weisse Hänge und verkosten Geisswürstli, Chnoblispeck oder die bekannten Käseschnitten. Die freundlichen Wirtsleute, hauptberuflich Bauern, verwenden den eigenen Alpkäse – regionale Küche pur also.
Das Sonnenplateau zwischen dem Muotatal und Morschach zieht viele Tagesausflügler an; es bietet aber Stammgästen auch ein Stück Heimat. Manche Schwyzer, Luzerner und Zuger haben ihr Ferienhaus auf der Terrasse 800 Höhenmeter über ihrem Wohnort. Im Nu ist man in einer andern Welt – autofrei und weg vom Alltag. Die Gäste in den Restaurants sind sich vertraut und tauschen Neuigkeiten aus. Familien fühlen sich wohl: Die Kleinsten üben auf dem Zauberteppich und an Kinderskiliften. Auf einer Piste bei der Stoos-Hüttä können sich Kinder und Jugendliche beim Abfahren filmen und ihren Stil daheim begutachten. Und dann sind sie reif für den Alleingang im übersichtlichen Skigebiet.
Man fühlt sich als Teil einer lebendigen Postkarte
Der Tourismus auf dem Stoos hat eine wechselvolle Geschichte hinter sich. Barbara Elsener, Projektleiterin bei Schwyz Tourismus, kennt sie aus eigener Erfahrung. Sie ist als Kind auf dem Stoos zur Schule gegangen und verbringt auch heute noch ihre Freizeit auf dem Berg. Nach dem Boom des Wintertourismus 1960 bis 1980 und dem Niedergang der alten Hotels hat sie den erstaunlichen Aufschwung der letzten Jahre begleitet, der die Bewohner mit Vertrauen in die Zukunft blicken lässt.
Die Gemeinde Morschach-Stoos ist heute vor Brunnen und Einsiedeln der Ort mit den meisten Übernachtungen von Touristen im Kanton Schwyz. Neue Hotels und Bergrestaurants sind entstanden, andere wurden renoviert, Wellness wird angeboten, Seminare werden abgehalten, Feste und Events lanciert.
All die Aktivitäten bewirken, dass die Einwohner an einem Strick ziehen. Rennen mit Badewannen im Schnee oder das Firnschneefest, mit dem die Saison beschlossen wird, schaffen verbindende Erlebnisse.
Fehlt mal an Weihnachten der Schnee – für Kinder hat es immer genug –, gibt es Alternativprogramme. Der initiative Touristiker Ivan Steiner sagt, die Anlässe festigten den Ruf des Stoos als familienfreundlichen, autofreien Ort in einer urschweizerischen Landschaft mit viel Brauchtum.
Das Schwyzerörgeli gehört dazu
Im Gegensatz zum Fronalpstock bietet der Klingenstock mit seinen roten und schwarzen Abfahrten den Skifahrern ein paar Herausforderungen an. Er wurde vor zehn Jahren mit einem Sessellift erschlossen, seither verfügt der Stoos über 35 Kilometer Pisten. Aushängeschild am Klingenstock ist die nach dem Skirennfahrer Franz Heinzer benannte Piste, eine homologierte Trainings- und Rennstrecke.
Sind die Beine vom Carven müde, wird das romantische Waldhüttli angesteuert. Die Stimmung vor der Alphütte von Paul Bürgler – auch er hauptberuflich Bauer – ist ausgelassen. Einheimische hocken hier fröhlich zusammen.
«Trousch am Wätter?», fragt einer aus dem Tal der Wetterschmöcker am strahlend blauen Wintertag den Gast und lacht über seinen eigenen Schalk. Witze und Sprüche fliegen über die langen Holztische. Unvermittelt tauchen zwei mit Schwyzerörgeli auf. Erwin Gisler und der zwölfjährige Loris Imlig aus dem nahen Ibach spielen spontan auf und zeigen, was lebendige Tradition bedeutet.
Beim Waldhüttli fühlt man sich als Teil einer lebendigen Postkarte. Und weils so schön ist, bekundet man Mühe, sich loszureissen. Glücklicherweise bringt einen die Stoosbahn bis spätabends zurück ins Tal.
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