Remo Largo fordert günstige Kitas
Der Kinderarzt und Sachbuchautor hat konkrete Ideen, wie man die Gesellschaft familienfreundlicher machen könnte. Der Anstoss soll von den Frauen kommen.

Remo Largo, der bekannte Kinderarzt und Buchautor, ist zum kritischen Sprachrohr berufstätiger Eltern geworden. Er fordert sie auf, für bessere und familiengerechtere Strukturen zu kämpfen. Wie er sich das vorstellt und welche Massnahmen er damit meint, sagt er in einem Interview mit der «Nordwestschweiz»:
- Eine Verbesserung der Elternzeit nach der Geburt eines Babys. Das heisst: Schwangerschaftsurlaub von einem Jahr, um sowohl dem Kind als auch den Eltern Zeit zu geben für eine Bindung.
- Günstigere Kitas. Eltern sollten die Möglichkeit haben, ab dem 2. Lebensjahr ihr Kind während 2 bis 4 Jahren ein paar Stunden in eine Kita zu bringen, zu günstigen Bedingungen.
- Bessere Qualität der Kitas. Es sei wichtig, dass das Kind in der Kita eine oder zwei feste Bezugspersonen habe. Eine davon müsste immer anwesend sein, was in der Realität häufig nicht der Fall sei.
- Flächendeckende Tagesschulen. Es herrsche ein Mangel an Tagesschulen und Ferienbetreuung. «In Zürich sind mehr als 40 Prozent der Schüler nach der Schule allein zu Hause, wo sie sich selbst überlassen sind.»
Largos Hoffnungen ruhen besonders auf den Frauen. Jetzt, wo die Wirtschaft nach weiblichen Arbeitskräften ruft, sei es Zeit, dass sie sich aktiv für ihre Anliegen einsetzen. Das grosse Problem ortet er in der Vereinbarkeit der heutigen Arbeitssituation mit der Doppelbelastung. Mittelständische Familien seien heillos damit überfordert, Beruf und Familie unter einen Hut zu bringen.
Frauen- oder Familienpartei
Den Schwarzen Peter schiebt Largo der Wirtschaft zu: Es sei vermessen zu glauben, die Arbeitswelt würde je Rücksicht auf die Bedürfnisse von Eltern und Kindern nehmen. Wörtlich sagt er in der «Nordwestschweiz»: «Wenn es den etablierten Parteien bisher nicht gelungen ist, für familienfreundliche Rahmenbedingungen zu sorgen, ist es Zeit, eine neue Partei zu gründen!» Eine, die als Frauen- oder Familienpartei ihrem Namen gerecht werde.
Largo ist überzeugt, dass ein solches Projekt Anklang findet. Es würden innert kürzester Zeit 20 Prozent der Stimmbürger eine solche Partei wählen. Dass die Schaffung einer familienfreundlichen Gesellschaft teuer zu stehen komme, bestreitet er nicht. Er verweist auf die skandinavischen Länder, die dreimal so viel für Familien aufwenden wie die Schweiz.
Für Largo stellt sich die Frage, wie viel uns eine bessere Lebensqualität wert ist. Seiner Ansicht nach sind diese gesellschaftlichen Veränderungen nur möglich, wenn das Wertesystem überdacht werde und dies zu einem Umbau der Gesellschaft führe. Diese Veränderungen in Gang zu setzen, traut der Vater von drei Töchtern und Grossvater nur Frauen zu.
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch