Rettung von Schmolz+Bickenbach verzögert sich
Der grösste Aktionär des Stahlkonzerns sagt Nein zur Kapitalerhöhung.

Es geht um 800 Arbeitsplätzein der Schweiz – und um 10'000 weltweit. Doch die Finanzmarktaufsicht (Finma) lässt sich nicht hetzen. Obwohl diverse Politiker bis nächsten Montag einen Entscheid forderten, prüft die Finma den Sanierungsplan von Schmolz+Bickenbach (S+B) vertieft. Erst am 9. Dezember vor Börsenbeginn will sie ihren Entscheid publizieren. Die Finma ist gefordert, weil S+B und der Investor Beschwerde eingelegt haben gegen den Entscheid der Übernahmekommission, den Sanierungsplan zu stoppen.
Hintergrund des juristischen Geplänkels ist ein Streit zwischen den Milliardären Martin Haefner und Viktor Vekselberg. Vekselberg steckt hinter der Liwet Holding, die mit einem Anteil von 26 Prozent bisher grösste Aktionärin von S+B ist. Über die Kapitalerhöhung versucht Haefner, die Kontrolle über die Not leidende Firma zu erlangen und grösster Aktionär zu werden. Gemäss Plan käme er auf 37,5 Prozent (bisher 17,5 Prozent).
S+B will trotz des ausstehenden Entscheids an ihrer Generalversammlung vom Montag festhalten und über eine Kapitalerhöhung abstimmen lassen. «Allenfalls würde ein Entscheid unter Vorbehalt getroffen», sagt S+B-Sprecher Ulrich Steiner.
Ein offener Brief
Wenn nicht noch eine einvernehmliche Lösung gefunden wird, wird allerdings Liwet Nein stimmen. Sie wehrt sich in einem offenen Brief an Haefner gegen die geplante Kapitalerhöhung. «Wir können nicht Ja sagen zu einem Vorgehen, das einseitige Interessen verfolgt und 82,5 Prozent der Aktionäre benachteiligt», so die Begründung. die in ihrer vollständigen Fassung in der «SonntagsZeitung» erscheinen wird.
«Wir teilen Ihre Sorge um die Zukunft von Schmolz+Bickenbach. Die Firma braucht dringend Geld; damit sind alle – auch Liwet – einverstanden», heisst es im Brief. Liwet fordert Haefner zu Verhandlungen auf: «Noch bleibt Zeit, um eine konstruktive Lösung für S+B zu finden, die im Interesse aller Aktionäre ist, nicht nur eines einzigen.» Liwet stehe bereit, die Firma und die 10'000 Arbeitsplätze zu retten. Sie sei auch bereit, so viel Geld einzuschiessen, «wie wirklich notwendig ist», damit die Firma überleben kann.
Damit die Kapitalerhöhung durchgeführt werden kann, müssten laut Liwet zwei Bedingungen erfüllt sein: «Erstens muss die Gleichbehandlung aller Aktionäre, wie sie das Gesetz vorschreibt, gewährleistet bleiben. Es kann nicht sein, dass Sie, Herr Haefner, mit 17,5 Prozent Anteil an S+B, allein den 82,5 Prozent Mitaktionären die Bedingungen diktieren», schreibt Liwet in ihrem Brief. Zweitens dürfe die Lösung keinen Kontrollwechsel zur Folge haben. Dies, weil bei einer Machtübernahme Haefners Unternehmensanleihen, die normalerweise erst 2022 fällig werden, sofort aufgekauft werden müssten. Das sei für das Unternehmen nachteilig. «Aber es könnte Ihnen, Herr Haefner, ermöglichen, die Kontrolle über das Unternehmen zu einem niedrigeren Preis zu erlangen», heisst es im Brief.
Lewit wirft Haefner damit vor, den Kurs der Aktien nach unten zu treiben, um möglichst günstig die Kontrolle über S+B zu erlangen. Dazu zählt laut Lewit auch die Aussage Haefners, dass das Unternehmen zum Konkursrichter gehen müsste, wenn am Montag die Kapitalerhöhung nicht angenommen würde.
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