Rettungsaktion für Tonhalle-Orgel
Nach dem Umbau soll ein kleineres Instrument eingebaut werden. Das wollen Kulturschaffende nun verhindern.

Bald geht er los, der 165 Millionen Franken teure Umbau der Tonhalle und des Kongresshauses. Am 6. Juli spielt das Tonhalle Orchester zum letzten Mal am alten Ort, danach zügeln die Musikerinnen und Musiker für die dreijährige Umbauzeit in die Maag-Eventhalle im Kreis 5. Bevor es aber so weit ist, schlägt nun ein Verein Alarm.
Gemäss Pro-Tonhalle-Orgel-Initiant Flavio Vassalli droht der Orgel im Tonhalle-Saal das Aus. «Ich habe Informationen, dass die jetzige Orgel nach dem Umbau im Jahr 2020 durch ein neues, kleineres Instrument ersetzt werden soll.» Dies sei für ihn völlig unverständlich, da die jetzige Tonhalle-Orgel weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt sei. «Viele Organisten und Konzertveranstalter schätzen sie sehr als Solo- und Begleitinstrument», sagt Vassalli. Die majestätische Front der Orgel wurde beim Einbau 1988 als Augenweide bezeichnet und sie präge den Saal seit knapp 30 Jahren eindrücklich. «Die aktuelle, grosse Orgel durch ein kleineres Instrument zu ersetzen, hiesse, ein Zürcher Prestigeprojekt aufzugeben, welches das Publikum seit vielen Jahren und besonders in letzter Zeit regelmässig in Konzerten begeistert.»
Reaktionen aus dem In- und Ausland
Orgelliebhaber Vassalli kämpft jetzt für die Rettung des Instruments. Er schrieb einen offenen Brief, unterzeichnet von vielen Kunstschaffenden, an alle Zürcher Stadträte sowie Gemeinderäte und den Tages-Anzeiger. Daneben sammelt er Unterschriften zur Erhaltung der Orgel (Tonhalleorgel.ch), die er in den nächsten Monaten dem Zürcher Stadtrat in Form einer Petition übergeben will. «Die Reaktionen auf die Unterschriftenaktion sind grossartig. Ich erhalte Zustimmung für die Sache aus dem In- und Ausland», sagt er.
Unterstützung bekommt er auch von Ulrich Meldau, dem langjährigen Betreuer der Tonhalle-Orgel. Er versteht nicht, wieso das «ehrwürdige Instrument» ersetzt werden soll. Die Kritik, die Orgel sei zu laut und zu gross, lässt er nicht gelten: «Das Gegenteil ist der Fall. Sie bietet unglaubliche Farben, Mixturen, die man eigens für diese Orgel erfunden hat.»
Meldau hat Verständnis dafür, dass die bisherige Orgel für den Umbau demontiert und eingelagert werden müsse, aber danach sei sie nach einer Restaurierung wieder einsatzfähig. «Jammerschade, dass eine solch prächtige Orgel vielleicht ins Exil gehen muss», sagt er. Er kenne zahlreiche Tonhalle-Abonnenten, die einen solchen Wegfall ausserordentlich bedauern würden.
Hohe Unterhaltskosten
Die Tonhalle-Orgel gehört der Kongresshaus-Stiftung Zürich. Noch sei kein definitiver Entscheid gefallen, wie deren Präsident Hans-Peter Fricker gegenüber Tagesanzeiger.ch/Newsnet sagt: «Zurzeit klärt eine Arbeitsgruppe in- und ausländischer Fachleute die Optionen für die Erneuerung der jetzigen Orgel ab.» Die Kritik des Vereins Pro Tonhalle Orgel nehme er ernst.
Allerdings gebe es gute Gründe gegen die bestehende Orgel. Sie eigne sich beispielsweise für die Aufführung von symphonischen Werken mit Orgelbeteiligung nur schlecht. Fricker: «Zudem verursacht das Instrument Unterhaltskosten von 50'000 bis 60'000 Franken pro Jahr. 10'000 Franken wären meiner Meinung nach für ein solches Instrument angemessen.»
«Wir kämpfen weiter»
Zu den Kosten: Demontage, Einlagerung und Sanierung der bestehenden Orgel würden gut eine Million Franken kosten. Eine neue Orgel hingegen schlägt mit drei Millionen Franken zu Buche. «Das stimmt. Aber wie auch immer entschieden wird, ob alte oder neue Orgel, die Finanzierung erfolgt auf jeden Fall privat. Es werden keine öffentlichen Gelder eingesetzt», sagt Fricker.
Vassalli und Meldau wollen auf alle Fälle nicht warten, bis die Expertengruppe ihr Urteil gefällt hat. Sie sammeln weiter Unterschriften bei Zürcher Konzertgängern. Meldau: «Wir kämpfen weiter. Hier steht eine der weltbesten Orgeln auf der Abschussliste. Das darf nicht sein.»
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