Romneys geplatzter Traum vom Weissen Haus
Die Anhänger von US-Präsident Barack Obama feierten bereits, da zögerte Mitt Romney noch immer, seine Niederlage öffentlich einzugestehen. Kein Wunder: Er hatte jahrelang auf diesen Tag gewartet.

Mitt Romney wollte seine Niederlage zuerst nicht wahrhaben. Schliesslich stellte er sich mit einer kurzen Ansprache vor seinen Unterstützern in Boston der bitteren Wahrheit: Der Traum von Weissen Haus, auf den Romney jahrelang hinarbeitete, ist geplatzt.
Soeben habe er Obama telefonisch gratuliert, sagte der gescheiterte Kandidat . «Das ist eine Zeit grosser Herausforderungen für Amerika, und ich bete, dass der Präsident Erfolg dabei haben wird, unsere Nation zu führen.»
Seit Anfang 2007 war Romney hauptberuflich Präsidentschaftsaspirant. Nach einer Amtszeit als Gouverneur von Massachusetts nahm er damals den Kampf um die Kandidatur der Republikaner für die Wahl 2008 auf, unterlag aber John McCain, der wiederum an Obama scheiterte.
Mit seiner Lobbygruppe «Free and Strong America» (»Freies und starkes Amerika») blieb Romney im politischen Geschäft. Im Juni 2011 startete er dann seinen zweiten Anlauf Richtung Weisses Haus.
Zäher Vorwahlkampf
Mit dem Streben nach dem höchsten Staatsamt versuchte der 65-Jährige etwas zu erreichen, was seinem Vater nie gelang. George Romney, Automobil-Manager und Gouverneur von Michigan, bemühte sich 1968 erfolglos um die Kandidatur der Republikaner. Mitt Romney setzte sich Anfang des Jahres in einem zähen Vorwahlkampf durch, bei der konservativen Basis stiess er lange auf Skepsis.
Im Duell mit Obama schien er bereits auf der Verliererstrasse, ehe er sich mit einer starken Leistung in der ersten TV-Debatte Anfang Oktober zurückmeldete. Doch am Ende blieb auch die Politikkarriere von Romney Junior unvollendet.
In Detroit aufgewachsen
Willard Mitt Romney hatte hervorragende Startbedingungen ins Leben. Die Familie lebte im Detroiter Nobelvorort Bloomfield Hills, seinen High-School-Abschluss machte er 1965 an einer elitären Privatschule. Zu dieser Zeit lernte er auch seine spätere Frau Ann kennen, eine Unternehmertochter aus der Nachbarschaft. Das Paar hat 5 Söhne und 18 Enkelkinder.
Ein prägendes Element seiner Biographie, das Romney in der Öffentlichkeit sehr zurückhaltend behandelt, ist sein mormonischer Glaube. Der im 19. Jahrhundert gegründeten Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage schlagen in den USA noch immer viele Vorurteile entgegen.
Der Lebensstil der Mormonen, der puritanische Werte wie den Verzicht auf Alkohol einfordert und ein enges Familienleben zur Norm erklärt, formte Romney. Als junger Mann ging er für 30 Monate auf Mission nach Frankreich, seine künftige Frau Ann bewegte er zum Übertritt. Jahrelang engagierte sich Romney als Gemeindevorsteher.
Abschluss in Harvard
Die Grundlage für seine Karriere legte Romney mit einem Doppelabschluss in Jura und Wirtschaft an der Elite-Universität Harvard; sein Vermögen machte er mit der Mitte der Achtzigerjahre in Boston gegründeten Investmentfirma Bain Capital. Die Bain-Fonds kaufen unter anderem angeschlagene Unternehmen, versuchen eine Sanierung – und schrecken dabei vor Entlassungen nicht zurück.
Romneys Vermögen soll irgendwo zwischen 200 und 250 Millionen Dollar liegen, sein Steuersatz in den vergangenen zwei Jahren betrug nur etwa 14 Prozent. Seine Verschwiegenheit zu Steuerbescheiden aus früheren Jahren nährte Spekulationen, Romney habe womöglich Geld am US-Fiskus vorbei geschleust.
Gouverneur von Massachusetts
Den Gang in die Politik versuchte Romney erstmals 1994, als er im Kampf um einen Senatssitz für Massachusetts am demokratischen Amtsinhaber Ted Kennedy scheiterte. Sein zweiter Griff nach einem Amt hatte Erfolg: Von 2003 bis 2007 regierte er als Gouverneur in Massachusetts. Dazwischen hatte sich Romney mit der Rettung der kriselnden Winterolympiade 2002 in Salt Lake City landesweit Respekt erarbeitet.
In seiner politischen Laufbahn hat Romney oft widersprüchliche Haltungen vertreten, was ihm den Ruf des «Flip-Floppers» einbrachte. Den Wahlkampf gegen Obama richtete der Republikaner auf die schwächelnde Wirtschaft aus. Doch trotz der hohen Arbeitslosigkeit gelang es ihm nicht, die Wähler von sich und seinen Ideen zu überzeugen.
SDA/ses
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