Rücktritt nach Fall Bonstetten: «In eine Ecke gestellt»
Charles Höhn, der Gemeindepräsident von Bonstetten, ist aus gesundheitlichen Gründen von seinem Amt zurückgetreten. Bereits im Mai äusserte er Zweifel an seiner Tätigkeit.

Auf der Internetseite der Gemeinde wird am Freitag ein Bericht des «Anzeigers aus dem Bezirk Affoltern» bestätigt, wonach der Gemeindepräsident nicht mehr im Amt ist. Hintergrund für den Rücktritt sei der Medienrummel um seine Person, hiess es darin. Höhn war von 1986–1990 in der Primarschulpflege tätig, bevor er 1990 in den Gemeinderat gewählt wurde. Er war seit 1998 Gemeindepräsident. Wer sein Amt vorübergehend übernimmt, ist noch offen. Ein definitiver Nachfolger dürfte diesen September gewählt werden.
Die Gemeinde Bonstetten hatte wegen eines Sorgerechtsfalles für Schlagzeilen gesorgt: Ein 61-jähriger Mann hatte im Februar 2010 seinen vierjährigen Sohn in einem Winterthurer Hotelzimmer umgebracht.
Vater war vorbestraft
Die Behörde Bonstetten hatte dem Mann die Obhut für den kleinen Bub übertragen, obwohl er einige Jahre zuvor versucht hatte, seien Sohn aus erster Ehe zu töten. Wegen Mordversuchs war der Mann in den Neunzigerjahren zu einer Freiheitsstrafe verurteilt worden.
Ein Expertenbericht kam Anfang Februar 2011 zum Schluss, die Behörden in Bonstetten hätten Fehler gemacht. Die Gemeinde habe sich mit dem Vater, einem Schweizer, solidarisiert. Die Mutter des Knaben, eine Brasilianerin, sei in eine Nebenrolle gedrängt worden – nicht zuletzt wegen ihrer Tätigkeit als Prostituierte.
«Man fragt sich, ob man sich das antun will»
Im vergangenen Mai kam Bonstetten erneut in die Schlagzeilen – durch eine alleinstehende Mutter, die mit ihren Kindern in eine Militäranlage umquartiert wurde, weil sie sich weigerte, eine Arbeit anzunehmen. Obwohl sich die Gemeinde in diesem Fall bemühte, die Situation zu entschärfen, wurde Bonstetten scharf kritisiert.
In einem Interview mit Tagesanzeiger.ch äusserte sich Höhn damals betrübt über das Bild, das von der Gemeindeverwaltung und ihm als Person in der Öffentlichkeit entstand: «Man hat alles versucht, setzt sich tagtäglich für die Anliegen der Bürger ein und wird dann in eine Ecke gestellt, in die man nicht gehört. Da fühlt man sich schon ungerecht behandelt und fragt sich, ob man sich das weiter antun will», sagte er Mitte Mai.
SDA/ep/cal
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