Russischer Metrojet stürzt ab – über 200 Tote
Sharm al-Sheikh ist für Russen ein beliebtes Ferienziel. Doch der Rückflug endet für 224 Urlauber tödlich. Der IS will den Jet abgeschossen haben – als wahrscheinlicher gilt aber ein Defekt.
Beim Absturz einer russischen Chartermaschine sind am Samstag im Norden der ägyptischen Sinai-Halbinsel alle 224 Menschen an Bord ums Leben gekommen. Das Flugzeug der russischen Gesellschaft Metrojet war um 05.51 Uhr vom Badeort Sharm al-Sheikh nach St. Petersburg gestartet und 23 Minuten später vom Radar verschwunden. Lokale Verbündete der Terrormiliz Islamischer Staat behaupteten, den Jet abgeschossen zu haben.
Lufthansa und Air France ziehen Konsequenzen
Doch ein ägyptischer Beamter berichtete von technischen Problemen der Maschine. An der Absturzstelle des Airbus A321 in einer bergigen Gegend im unruhigen Norden des Sinai wurde mittlerweile der Flugschreiber gefunden, wie auf Fotos zu sehen ist, die das Büro von Ägyptens Ministerpräsidenten Scherif Ismail veröffentlichte. Die sogenannte Blackbox solle nun ausgewertet werden, um Aufschluss über die Ursache zu gewinnen, sagte Ismail. Russische Ermittler wurden am Sonntag in Ägypten erwartet.
In der Gegend um die Absturzstelle nahe der Stadt Al-Arisch geht die ägyptische Regierung gegen Extremisten vor. Bisher hat keine der dort aktiven Gruppen ein Flugzeug abgeschossen. Sie verfügen über Raketen, die allerdings nur niedrig fliegende Flugzeuge und Helikopter treffen könnten.
Die Lufthansa und Air France zogen aus dem Vorfall die Konsequenz, das Gebiet bis auf weiteres nicht mehr zu überfliegen. Eine Sprecherin von LH sagte der Nachrichtenagentur AP am Samstag, die Gesellschaft werde den Sinai solange meiden, bis die Ursache für den Absturz feststehe. Air France teilte mit, die Route als Vorsichtsmassnahme bis zu weiteren Informationen nicht zu nehmen.
Kontakt zum Boden brach ab
129 Leichen seien bisher geborgen worden, sagte Ismail auf einer Pressekonferenz in Kairo nach seiner Rückkehr vom Absturzort. Die Opfer waren mit Ausnahme von vier Ukrainern alles Russen, auch 25 Kinder befanden sich an Bord, wie ukrainische und russische Behörden mitteilten. Präsident Wladimir Putin rief für Sonntag eine Staatstrauer aus. Der ägyptische Präsident Abdel Fattah al-Sisi telefonierte mit Putin und sprach ihm sein Beileid aus, wie das Präsidentenbüro in Kairo mitteilte.
Die Piloten hätten kurz nach dem Start des 18 Jahre alten Airbus 321 technische Probleme gemeldet und angekündigt, auf dem nächstgelegenen Flughafen zu landen, sagte Aiman al-Mukadem, Mitglied des ägyptischen Komitees für Zwischenfälle im Luftverkehr. Allerdings wiederholte kein anderer ägyptischer Beamter bisher diese Darstellung. Die Maschine hatte den Angaben zufolge bereits ihre Reiseflughöhe von 36000 Fuss (knapp 11'000 Meter) erreicht, als der Kontakt zum Boden abbrach.
Eine mit dem IS verbundene örtliche Gruppe sagte, sie habe eine russische Maschine mit «mehr als 220 russischen Kreuzfahrern an Bord» abgeschossen. Einen Beweis für die Behauptung lieferte sie aber nicht. Die in Moskau ansässige Metrojet teilte am Abend mit, der 18 Jahre alte Airbus sei in gutem Zustand und der Kapitän mit 12'000 Flugstunden erfahren gewesen. In Sharm al-Sheikh war der Flieger nach offiziellen Angaben noch erfolgreich technisch gewartet worden.
Sharm al-Sheikh an der Südspitze der Halbinsel am Roten Meer ist ein beliebtes Urlaubsziel russischer Touristen. Insgesamt machen jährlich rund drei Millionen Russen Urlaub in Ägypten.
AP
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