Russland, ein lebendiger Friedhof
Rotarmisten, Zarentreue: In Putins Russland herrscht ein Kult um die Vergangenheit. Dabei geht es nicht um bestimmte Epochen, sondern um Bilder der Stärke.

Der scheidende US-Präsident Barack Obama verbirgt seine Verachtung für Wladimir Putin fast nicht mehr: «Die Welt hat das Zeitalter der Imperien hinter sich gelassen, aber Russland versucht, den verlorenen Glanz mit Gewalt zurückzugewinnen», sagte er diese Woche an seiner letzten UNO-Generalversammlung in New York. Gemeint sind Russlands Einverleibung der Krim und die Militäraktionen in der Ostukraine, aber auch sein blutiges Agieren in Syrien. Die USA beschuldigen Moskau, einen humanitären Konvoi vor Aleppo bombardiert zu haben. Wie ein Kriegsfürst aus der Vorzeit, sagt Obama – offenbar in der Hoffnung, dass sich der Gegner selber peinlich wird.
Putin und seine Entourage sind nicht an einer bestimmten Zeit interessiert, sondern generell an Bildern der Stärke.