Russland greift Afghanistan unter die Arme
Einst bekriegten sich die beiden Länder, heute demonstrierten Afghanistan und Russland demonstrativ ihre Freundschaft. Nun will Moskau im Kampf gegen die Taliban helfen.

Russlands Präsident Dmitri Medwedew hat Afghanistan im Kampf gegen die Taliban seine Unterstützung zugesichert. «Wir unterstützen den Kampf der afghanischen Regierung gegen den Terrorismus und sind bereit zu helfen», sagte Medwedew am Mittwoch bei einem Sicherheitsgipfel im russischen Sotschi, an dem auch die Präsidenten Afghanistans, Pakistans und Tadschikistans teilnahmen.
«Wir leben in derselben Region - das schafft gemeinsame Probleme und Aussichten», sagte Medwedew bei dem Treffen in der Stadt am Schwarzen Meer, bei dem es russischen Angaben zufolge um eine «Intensivierung der regionalen Zusammenarbeit für eine Stabilisierung Afghanistans» ging. Moskau sei auch zum Aufbau wirtschaftlicher Beziehungen mit Kabul bereit, fügte Medwedew hinzu. Afghanistans Staatschef Hamid Karzai dankte Medwedew für das russische Interesse an der Entwicklung am Hindukusch. «Afghanistan wird die Unterstützung von Freunden und grossen Ländern wie Russland brauchen.»
Sorge um die regionale Stabilität
Vor dem offiziellen Beginn des Gipfels hatte Medwedew mit Karzai und seinem pakistanischen Kollegen Asif Ali Zardari jeweils bilaterale Gespräche geführt. An dem Treffen nahm auch Tadschikistans Staatschef Emomali Rachmon teil. In gleicher Zusammensetzung war das Quartett bereits 2009 in der tadschikischen Hauptstadt Duschanbe zusammengekommen.
Das Verhältnis zwischen Russland und Afghanistan wird noch immer vom Afghanistan-Krieg der 80er Jahre geprägt, aus dem sich die Sowjetunion 1989 erfolglos zurückziehen musste. Wegen der Erfahrungen, die Russland während des Krieges machte, schreckt Moskau auch davor zurück, sich an dem US-geführten internationalen Militäreinsatz in Afghanistan zu beteiligen. Die russische Regierung fürchtet aber auch, die Gewalt in dem Land könnte auf die angrenzenden früheren Sowjetrepubliken Zentralasiens übergreifen und sieht die Ausweitung des Drogenhandels in der Region mit Sorge.
Örtliche Milizen gegen Überfälle
In Sotschi kamen auch Karzai und Zardari zu einem Gespräch zusammen, von dem aber nichts an die Öffentlichkeit drang. Die Beziehungen beider Länder sind sehr angespannt. Afghanistan hat dem pakistanischen Geheimdienst mehrfach vorgeworfen, den Taliban-Aufstand zu unterstützen, und damit die Regierung in Islamabad erzürnt.
Um Dörfer und Ortschaften in Afghanistan vor Überfällen von Aufständischen zu schützen, sollen in dem Land künftig örtliche Milizen eingesetzt werden. Das von den USA unterstützte Programm sei bereits in den beiden Provinzen und Taliban-Hochburgen Wardak und Urusgan angelaufen und werde bald auf das ganze Land ausgeweitet, sagte der stellvertretende afghanische Innenminister Mohammed Munir Mangal in Kabul. Die Milizen werden aus Dorfbewohnern gebildet, die für ihren Einsatz etwa 60 Prozent eines Polizistengehalts bekommen. Die Dorfmilizen sollen künftig insgesamt rund 10'000 Mitglieder zählen.
Gefängnis gestürmt
In der südafghanischen Provinz Helmand stürmten afghanische und NATO-Streitkräfte bereits am Dienstagabend ein Geheimgefängnis der Taliban, in dem auch entführte Mitarbeiter einer afghanischen Hilfsorganisation gefangengehalten wurden. Bei dem Einsatz seien ausser acht Taliban auch fünf Gefangene getötet worden, teilte die Provinzregierung mit. Aus der geheimen Anlage im Bezirk Musa Kala seien 27 Gefangene befreit worden. Die NATO bestätigte die Befreiungsaktion. Nach ihren Angaben handelte es sich aber bei allen 13 Getöteten um Aufständische.
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