«Russland manövriert sich immer mehr in eine Sackgasse»
Russland-Kennerin Katja Gloger hat ein Buch über Putins Welt geschrieben. Ein Gespräch über den Putinismus, Politik als Überlebenskampf und Russlands Kriege.

Zuerst die Ukraine, jetzt Syrien: Russland gebärdet sich wieder als Grossmacht, die die Konfrontation mit dem Westen nicht scheut. Dabei war Wladimir Putin in seinen ersten Amtsjahren ab 2000 ein Präsident, der sich um ein gutes Verhältnis mit dem Westen bemühte. Wie erklären Sie Putins Wandel? Obwohl viele Beobachter von Putins Metamorphosen sprechen, haben sich seine Grundüberzeugungen und seine Weltsicht nicht geändert. Putin verfolgte schon immer das Ziel eines starken Russland, das den USA ebenbürtig ist, ebenso das Ziel eines Russland als eigenständiges Machtzentrum mit einer Zone sogenannter «privilegierter Interessen» im postsowjetischen Raum. Geändert haben sich allerdings die Mittel, mit denen Putin seine Ziele erreichen will. Vor allem weil sich die Nachbarstaaten gewandelt haben, insbesondere die Ukraine mit der Orangen Revolution Ende 2004 und den Maidan-Demonstrationen Anfang 2014. Russlands radikale Abkehr vom Westen hat aber auch innenpolitische Gründe.