«Salopp gesagt leben wir heute wie in Saudiarabien»
Marco Syfrig führt den Schweizer Elektrotechnik-Konzern Burkhalter. Und er stösst einen ungewöhnlichen Hilferuf aus.

Die Elektrotechnik-Gruppe Burkhalter hat im vergangenen Jahr von der regen Bautätigkeit profitiert. «Wir sind auf einem Kurs, der sehr stetig ist», sagte Verwaltungsratspräsident Gaudenz Domenig an der Bilanzmedienkonferenz in Zürich.
Gerne würde Burkhalter das Tempo noch erhöhen. Für ein stärkeres Wachstum fehlt ihr aber qualifiziertes Personal. Das grösste Hindernis dafür ist der Mangel an qualifizierten Mitarbeitern. «Uns fehlen Fachleute in allen Bereichen», sagte Konzernchef Marco Syfrig gegenüber der Nachrichtenagentur sda. «Es gibt einfach zu wenige. Und das Schlimmste ist, dass es immer weniger werden.»
Denn die Anforderungen beispielsweise an einen angehenden Elektroinstallateur seien relativ hoch. Und viele Junge, die dafür in Frage kämen, machten stattdessen lieber ein Studium, klagte Syfrig.
Das Unternehmen versucht, dem Trend entgegenzuwirken, indem es die Löhne erhöht. 2013 betrug der Anstieg 4,4 Prozent, während der Personalbestand nur um etwas mehr als 1 Prozent wuchs. Das Wachstum der Löhne sei «strategisch gewollt», erklärte Syfrig. Nur so könnten die guten Mitarbeiter im Unternehmen gehalten werden.
«Riesiger administrativer Aufwand»
Einen Teil des Personalbedarfs deckt Burkhalter mit ausländischen Fachkräften. Die Annahme der Masseneinwanderungsinitiative könnte diesen Weg mittelfristig allerdings erschweren.
Er sei überhaupt nicht begeistert über das Abstimmungsresultat vom 9. Februar, sagte Syfrig. Für ihn steht ausser Zweifel, dass die Schweiz auf Zuwanderer angewiesen ist. «Salopp gesagt leben wir heute wie in Saudiarabien», sagte er und verwies auf die rund eine Million ausländische Arbeitskräfte, die in der Schweiz leben. «Wenn wir diese Million nicht mehr haben, gibt es uns gar nicht mehr.»
Gerade deshalb glaubt Syfrig nicht, dass die Zuwanderung nach der Annahme der Initiative stark zurückgehen wird. Von 220 Mitarbeitern, die Burkhalter in Genf beschäftige, seien 200 Grenzgänger. «Ich bin überzeugt, dass wir in Zukunft genau gleich viele bekommen werden wie heute», sagte er. «Es wird einfach einen riesigen administrativen Aufwand geben.»
Weniger Zukäufe als geplant
Ein zweites Problem für Burkhalter sind fehlende Übernahmeziele. Akquisitorisches Wachstum gehört zur Strategie der Gruppe. Seit dem Börsengang im Jahr 2008 hat sie insgesamt 15 Firmen gekauft, 2 davon im vergangenen Jahr. Insgesamt besteht sie inzwischen aus 40 Gesellschaften, die weitgehend eigenständig operieren. 2013 kamen zwei kleinere Unternehmen dazu.
Nicht zuletzt zur Finanzierung weiterer Akquisitionen führte der Konzern vergangenes Jahr eine Aktienkapitalerhöhung durch. Doch obwohl genug Geld vorhanden ist, kann Konzernchef Syfrig weniger Zukäufe vermelden, als er gerne würde. «Unsere Akquisitionsstrategie ist bisher nicht so verlaufen, wie wir uns das erhofft haben», räumte er ein.
Ob ein Vertragsabschluss zustande kommt oder nicht, sei teilweise auch vom Zufall abhängig. Zugleich betonte Syfrig, dass Burkhalter nicht um jeden Preis zukaufen wolle. «Wir haben klare Preisvorstellungen.»
Gewinn soll weiter zulegen
Auch ohne gewichtige Übernahmen vermochte Burkhalter den Umsatz 2013 um 6,2 Prozent auf 501,8 Millionen Franken zu steigern und überschritt damit erstmals die 500-Millionen-Schwelle.
Unter dem Strich stand 2013 ein Gewinn von 26,1 Millionen Franken, das sind 9,7 Prozent mehr als im Vorjahr. Der Betriebsgewinn erhöhte sich um 8,7 Prozent auf 31,9 Millionen Franken. Für das laufende Jahr ist Syfrig optimistisch. «2014 sind wir sehr gut unterwegs», sagte er. Der Gewinn pro Aktie soll erneut steigen.
Sorgen um die Baukonjunktur macht sich das Unternehmen nicht. Angesichts des hohen gegenwärtigen Niveaus sei es zwar möglich, dass die Nachfrage mittelfristig etwas zurückgehen werde. Für Burkhalter sei dies aber gut verkraftbar. «Wir haben in der Schweiz immer noch einen Nachfrageüberhang», erklärte der Konzernchef.
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