Satt im Sattel
Die Haflingerpferde gehören zu Südtirol wie Reinhold Messner und genussvolles Essen.

Nizza ist verfressen. Wann immer die Haflingerstute eine Gelegenheit wittert, schnappt sie sich einen Happen – ob sie nun an einer Eiche vorbeizieht, einer Esche oder einer Hopfenbuche.
Wohin fahren Pferdemädchen in die Ferien, wenn sie erwachsen geworden sind und nicht mehr in Doppelstockbetten schlafen mögen? Nicht zu weit weg sollte die Destination liegen. Die Anforderungen: ansprechende Natur, vielseitige Pferde, gutes Essen, denn Reiten macht hungrig. Und somit landet man beispielsweise in Südtirol, in Marling, in der Nähe von Meran und ebenfalls in der Nähe von Hafling. Von hier stammen die Haflinger, die Pferderasse mit goldener Mähne und karamellfarbenem Fell, der Traum eines Pferdemädchens, ganz gleich, wie alt es ist. Denn diese Rasse hat die ideale Grösse und ein ruhiges Wesen. Die Tiere klettern sicheren Schritts die Reitwege hinauf und hinunter, die gesäumt sind von einem beeindruckenden Baumbestand, von Fichte, Arve, Lärche. 7600 Haflingerpferde gibt es in Südtirol, darunter auch die gefrässige Nizza vom Reiterhof der Familie Sulfner in Hafling.
Nicht nur für Pferde ist Südtirol das Schlaraffenland. Nach dem Ausritt kann man in einem der 19 Südtiroler Restaurants einkehren, die mit «Michelin»-Sternen ausgezeichnet wurden. Die regionalen Gerichte vereinen das Beste aus Alpentradition und klassischer italienischer Küche: Den Mozzarella serviert man hier deftig-würzig mit Speck und Rucola, es gibt Marillenknödel und Kartoffelteigtaschen.
Peter Girtler von der Gourmetstube Einhorn in Freienfeld, mit zwei «Michelin»-Sternen dekoriert, serviert die Speckknödel mit Gartenmelde, einem alten, fast vergessenen Gemüse, oder macht aus einem Arme-Leute-Essen seine Spezialität Schüttelbrot-Tagliatelle. In Meran kombiniert Andrea Fenoglio Kalbsbäggli mit einer Sauce von Lagrein, dem heimischen Rotwein. Natürlich kochen beide mit regionalen Zutaten. Kollege Egon Heiss, der im Alpes in Sarntal kocht und einen «Michelin»-Stern besitzt, wurde schon gesehen, munkelt man, wie er Wachteleier für seine Gäste aus den Nestern holte.
Alpensaibling mit Rotweinglace und Holunder
Sepp Waldner ist ein Mann, an dem weder der Pferdefreund noch der Gourmet vorbeikommt. Waldner kennt sich aus mit allem, was das gute Leben in Südtirol bietet: mit Pferden, Essen, Wein. Er züchtet Haflinger und Rosen, und er bewirtschaftet eigene Reben. Von seinem Hotel Oberwirt im Obst- und Weindorf Marling aus bietet er regelmässig Ausflüge zu seinen Pferden an. Stuten und Fohlen verbringen den Sommer auf der Alp, erzählt Waldner, ohne Zaun, ohne Stall. Sie klettern über Geröll und durch Gebirgsbäche. Die Hengste residieren am Schloss Baslan.
Bei den Waldners kann man geräucherten Alpensaibling bestellen oder Biogänseleber mit Rotwein-Butter-Glace und Holunder. Und der Hausherr erzählt dazu die Geschichte der Haflinger: Wie die Gemeinden rund um den Tschögglberg fast abgeschnitten waren vom Rest der Welt, auch das auf 1300 m ü. M. liegende Dorf Hafling. Die Menschen waren auf Pferde als Lastenträger angewiesen, trittsicher mussten die Tiere sein und stark. Deswegen hat sich der Haflinger durchgesetzt.
Die erste Aufzeichnung von 1874 spricht von einem «Muskelpaket mit Araberadel, langer, schräg gelagerter Schulter, strammem Rücken, gerader Kruppe, tiefer Bemuskelung, kräftigen Gelenken, weiträumigem, korrektem Gang und herrlichem Temperament», so wird der Vorfahre der Kleinpferde beschrieben. Und etwas dickköpfig, vor allem wenn es um Futter am Wegesrand geht.
Die gefrässige Nizza ist für die englische Reitweise ausgebildet. Im leichten Sitz galoppiert die Reiterin den Hügel hinauf. Nebel zieht durch die Bäume. Die Pfade werden schmaler. 3000 Schmetterlingsarten soll es hier geben. Walderdbeeren und Wiesenblumen wachsen am Wegesrand.
Vorbei an Reben und Apfelbaumbeständen geht es hoch aufs Schloss Katzenzungen bei Prissian, eine Festung aus dem 13. Jahrhundert, vor der die grösste Weinrebe der Welt mit ihrem Laub 300 Quadratmeter bedeckt. Wahrscheinlich ist es auch der älteste Weinstock der Welt. Der Überlieferung nach wächst er seit 600 Jahren vor dem Schloss. Bis zu 500 Flaschen Wein keltern sie im Jahr aus der Ernte.
Der Ausflug zu Pferd ist vorbei, es wird Zeit, sich von der vierbeinigen Begleiterin zu trennen. Ein Klopfen auf den Hals der Stute, als Dankeschön für die freundliche Zusammenarbeit. Nizza schnuppert schon wieder am Gras. Und auch der Mensch könnte eine Stärkung vertragen.
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