Sawiris verzichtet in Andermatt auf Millionen
Um sein Prestigeprojekt zu retten, investierte der ägyptische Milliardär 420 Millionen Franken – nun muss er einen Teil davon abschreiben.
Die ganz schwierigen Jahre scheinen für die Orascom Development vorbei zu sein. Beim Tourismus- und Immobilienkonzern plant man den nächsten Schritt Richtung Normalität, obwohl das Unternehmen weiter rote Zahlen schreibt. Gestern informierten die Orascom-Chefs, dass der Konzern in den nächsten zwei Jahren die Mehrheit am Andermatt-Projekt übernimmt. Für den Bau und den Betrieb des Resorts mit Hotels, Wohnungen und Bergbahnen ist die Tochtergesellschaft Andermatt Swiss Alps AG (ASA) verantwortlich. An dieser hält der ägyptische Milliardär Samih Sawiris seit fünf Jahren 51 Prozent, Orascom gehören 49 Prozent.
Die Übernahme der Mehrheit durch Orascom sieht vor, dass sie 1 Prozent plus 1 Aktie von Sawiris kauft – zum Preis von 3,2 Millionen Franken. Laut Orascom-Konzernchef Khaled Bichara ist der Preis aufgrund eines unabhängigen Gutachtens festgelegt worden. Dieses bewertet die ASA mit 320 Millionen Franken.
Gegründet wurde die ASA 2007, nachdem bekannt war, dass das Feriendorf im Urserental gebaut werden kann. Im Mai 2008 brachte Sawiris den Dachkonzern Orascom an die Schweizer Börse. Er umfasst neben der Ferienstadt El Gouna am Roten Meer weitere Resorts, Hotels und Wohnungen in Ägypten und Ländern wie Montenegro, Marokko oder Oman. Firmengründer und Verwaltungsratspräsident Samih Sawiris ist mit 70 Prozent Hauptaktionär von Orascom.
Seit 2011 in den roten Zahlen
Mit dem Ausbruch des Arabischen Frühlings im Dezember 2010 wurde es für Orascom schwieriger. Die politischen Wirren und Terroranschläge im Nahen Osten brachten die Touristenströme nach Ägypten praktisch zum Erliegen. Damit versiegte die Gewinnquelle des Unternehmens. Die Aktie, die nach dem Börsengang über 140 Franken kostete, fiel bis auf einen Tiefststand von 4.40 Franken.
The Chedi von Investor Samih Sawiris wurde vom Gastroführer «Gault Millau» zum Schweizer Hotel des Jahres 2017 ernannt. Video: TA/lko
Seit 2011 schreibt Orascom Verluste. Neue Projekte wie jene in Andermatt, Montenegro oder England brauchen hohe Anfangsinvestitionen, bis sie erstmals Geld abwerfen. Firmenchef Sawiris musste intervenieren – mehrere Bauvorhaben, darunter jenes in Südengland, wurden gestoppt.
Auch in Andermatt, wo man bereits fleissig am Bauen war, hätten die Bagger ruhen müssen. Einen Baustopp in Uri wollte Sawiris aber nicht riskieren. Die Orascom hat ihren Firmensitz in Altdorf, und das Projekt war mit zu viel Prestige verbunden. Schliesslich übernahm der Ägypter 2013 selber die Mehrheit an der ASA. Dadurch konnten die Verluste aus Andermatt von der Orascom getrennt werden.
1 Milliarde Franken verbaut
Mittlerweile sind die Arbeiten in Uri weit fortgeschritten. So wurden die Skigebiete von Andermatt und Sedrun GR auf diese Saison hin mit einer neuen Gondelbahn verbunden. Gleichzeitig ging vor einem Monat nach dem Fünfsterntempel The Chedi mit dem Radisson Blu ein zweites grosses Hotel auf. Auch der 18-Loch-Golfplatz und verschiedene Wohnhäuser sind fertig, im Frühling wird zudem eine Konzerthalle eröffnet. «Andermatt kann nicht mehr scheitern», betont Sawiris seit längerem.
Bedingung für die Übernahme der ASA-Mehrheit durch Orascom ist, dass Sawiris auf rund 150 Millionen Franken seines Kredites von total 190 Millionen verzichtet. Effektiv betrage sein Abschreiber «nur gut 20 Millionen Franken», rechnet Sawiris vor. Denn als Aktionär von ASA und Orascom profitiert er vom Schuldenerlass. Wie viel hat Sawiris selber in Andermatt investiert? «Rund 420 Millionen Franken» seien es gewesen, «direkt und indirekt über die Orascom», sagt er. Das Projekt unterhalb des Gotthardpasses kostete bis heute total rund 1 Milliarde Franken.
Laut Sawiris soll die ASA in den nächsten zwei Jahren erstmals Gewinn schreiben. Deshalb wolle er die Aktienmehrheit irgendwann in diesem Zeitraum übergeben, sagt der 61-Jährige. Die jüngste Entwicklung stimme ihn sehr positiv. In Andermatt sei man ausgezeichnet in die Wintersaison gestartet. Zwischen Weihnachten und Neujahr ist das Dorf ausgebucht gewesen. Andermatt verfügt heute über rund 1500 Betten in Hotels und Ferienwohnungen, 600 davon gehören der ASA. Die Nachfrage liege in der Hauptsaison aber um ein Mehrfaches höher, sagt Samih Sawiris.
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