SBB entwickeln den Fertigbahnhof und testen Windkraft
Wie eine Tramhaltestelle: Kleinere Ortschaften sollen von den SBB bald einen Fertigbahnhof erhalten, und – ein Pilotprojekt wird Windenergie für die SBB testen.
Die SBB wollen kleine Haltestellen künftig mit einem neuen Fertigbahnhof ausrüsten. Sie haben dazu einen Prototyp entwickelt, der an Haltestellen mit einer Frequenz von weniger als 1000 Passagieren pro Tag zum Einsatz kommen soll, wie die «NZZ am Sonntag» berichtet. Im nächsten Frühling wird das neue Modell in einem Pilotversuch an einem Ort in der Romandie getestet.
Der neue Bahnhof, der optisch an eine Tramhaltestelle erinnert, bietet vier gedeckte Sitzplätze. Zwei weitere Personen finden bei Regen stehend unter dem Dach Platz. Wo das neue Modell dereinst überall aufgestellt wird, ist noch nicht geklärt. Die SBB rechnen aber mit 150 bis 200 potenziellen Standorten, die in den nächsten 20 Jahren mit der Anlage ausgestattet werden könnten. Die Bahnen können damit einen namhaften Betrag sparen: Der neue Fertigbahnhof kostet zwischen 30'000 und 40'000 Franken und damit rund 70 Prozent weniger als die heutigen Modelle.
Erste senkrechte Windturbine der Schweiz
Die SBB investieren aber auch in ganz anderen Bereichen in ihre Zukunft. Das ehrgeizige Ziel lautet, bis 2025 den gesamten Stromverbrauch aus erneuerbaren Energien abzudecken. Mit ihren eigenen Wasserkraftwerken kann der steigende Bedarf schon länger nicht mehr gedeckt werden. Nun investieren die SBB erstmals in Windenergie wie Sprecher Reto Schärli gegenüber der «NZZ am Sonntag» bestätigt. «Eine solche Anlage bietet die Möglichkeit, Erfahrungen mit der vielversprechenden Windkraft im Bahnstrombereich zu machen.»
Die SBB gehen bei ihrer ersten Windkraftanlage zudem einen neuen Weg. Gebaut wird in der Linthebene eine senkrechte, langsam drehende Windturbine – die erste dieser Art in der Schweiz. Die Idee stammt vom Zürcher Start-up Agile Wind Power und wird rund 1,8 Millionen Franken kosten. Für die Entwickler hat diese Technologie gegenüber herkömmlichen Windturbinen einen entscheidenden Vorteil: «Die Anlage hat den Vorteil, dass sie auch bei rasch drehenden Windrichtungen gut funktioniert», sagt Patrick Richter, Gründer von Agile Wind Power.
Das geplante Modell soll 80 Meter hoch werden und einen Durchmesser von 32 Metern haben. Damit ist die Anlage deutlich kleiner als zum Beispiel die Windturbine von Calandawind in Haldenstein GR, die 120 Meter hoch ist und 55 Meter lange Rotorblätter hat. Die Stromproduktion ist beim Senkrechtmodell geringer, was laut Richter am Grössenunterschied liege. Mit einer gleich grossen Anlage könne er die Produktion auf einen vergleichbaren Wert bringen.
Die Turbine soll im Sommer 2016 den Betrieb aufnehmen, allerdings fehlt noch die Baubewilligung, Anwohner haben Rekurs eingelegt. Für die SBB ist diese Turbine ein Pilotprojekt, das zeigen soll, ob solche Anlagen wirtschaftlich sinnvoll sein können.
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